Finanzexpertin Stefanie Kühn 2018-und-2019

Finanzexpertin Stefanie Kühn beantwortet Leserfragen



Finanzexpertin Stefanie Kühn beantwortete im Münchener Merkur Leserfragen zu allen aktuellen Finanzthemen.

Aktuelle Finanz-Leserfragen im Münchener Merkur (2018-2019)

19.11.2019



Günther E.: "Es geht um die DKS Deutsche Kapital & Sachwerte AG. Sie bietet ihre Aktien im vorbörslichen Verkauf zum Preis vom 12 Euro an. Die Erstnotierung soll dann zwischen 20 bis 25 Euro liegen. Der Börsengang ist für das I. Quartal 2020 in Frankfurt vorgesehen und Antrag liegt bei BaFin. Was halten Sie davon?"

 

Stefanie Kühn: Wenn Sie im Internet nach dem Börsengang googeln, treffen Sie auf Warnungen. Auf der Homepage der Firma selbst finden sich keine Informationen zu einem geplanten Börsengang, hier wird z.B. für eine Nachranganleihe geworben.

Grundsätzlich erinnern Börsengänge, bei denen die Kurse nach der Erstnotiz eine Verdopplung versprechen, an die Zeiten des Neuen Marktes in der Zeit von 1999 bis 2001. Dessen unrühmliches Ende ist bekannt. In den letzten Jahren verliefen Börsengänge anders, es gibt zwar immer wieder Aktien mit Zeichnungsgewinnen, aber nicht in diesem Maße. Warum auch sollte jemand eine Aktie zu einem Kurs an den Markt bringen, von der er schon sicher ist, dass sie sich verdoppelt. Da könnte der Ausgabepreis – der ja Angebot und Nachfrage widerspiegeln soll – gleich höher sein. Niemand hat schließlich etwas zu verschenken.

18.11.2019


Ludwig K.
"Ich (17) habe im September eine Ausbildung angefangen. Ich möchte mich für die Zukunft absichern. Dazu wurden mir von der Allianz eine BU-Startpolice Perspektive Berufsunfähigkeitsrente Plus Berufsunfähigkeit mit 600 Euro monatliche Absicherung empfohlen. In der Startphase bis zum Jahr 2026 liegt der Beitrag bei 70 Euro im Monat, ab 2026 bei 130 Euro. Insgesamt soll ich 50 Jahre einzahlen. Ich möchte auch in ETF mein Geld anlegen, monatlich gingen ca. 200 Euro. Wie ist ihre Meinung zur BU (gibt es Alternativen?) und welche ETF würden sie mir vorschlagen?"

 

Stefanie Kühn:

Ihre Überlegungen für die Absicherung und die Altersvorsorge sind genau richtig und ich möchte Sie motivieren, weiterhin so engagiert Ihre Finanzen anzugehen.

Eine BU-Absicherung ist in der Tat gerade für jungen Menschen wichtig. In diesem Alter erhalten sie die Police oftmals ohne Ausschlüsse oder gar Ablehnung, da die Gesundheitsfragen ein immer größeres Problem werden, je älter man wird. Das Ihnen vorgeschlagene Produkt vereint Absicherung und Sparen – davon rate ich Ihnen jedoch ab. Wählen Sie eine separate Berufsunfähigkeitsversicherung – das Sparen können Sie selbst mit ETF besser! Bei der Auswahl der Gesellschaft können Sie sich beispielsweise an Finanztest (Stiftung Warentest) orientieren. Diese haben im Heft September 2018 speziell Policen für junge Menschen getestet. Je nach Ausbildungsberuf kann man nicht pauschal sagen, welche Gesellschaft für Sie die günstigste ist.

Einen Aktien-ETF für den Aufbau des Vermögens finde ich sehr sinnvoll. Zunächst sollte jedoch – falls nicht vorhanden – eine Notfallreserve von drei bis fünf Netto-Monatsgehältern auf einem Tagesgeldkonto angespart werden. Für den ETF empfehle ich Ihnen eine Direktbank, die das Sparen ohne monatliche Kaufgebühren ermöglicht. Ein ETF, der den MSCI World abbildet (Aktien der Industriestaaten) oder den MSCI ACWI (All Country World, inkl. Schwellenländer) wäre ein Basisinvestment. Bei der Auswahl des konkreten ETF würde ich dann auf den ETF zurückgreifen, den Ihre Bank kostenfrei anbietet. Die Renditeunterschiede bei ETF auf den dem gleichen Index (wie z.B. den MSCI World) sind marginal.

 

09.11.2019


Adolf P.: "Die Kreditinstitute informieren seit einiger Zeit regelmäßig über die gesetzliche Einlagensicherung (Erstattung bis zu 100.000 Euro) und eine evtl. darüber hinaus gehende freiwillige Institutssicherung. Auf die von mir erbetene Stellungnahme zu einer möglichen Verrechnung von über 100.000 Euro hinausgehenden Guthaben mit gleichzeitig laufenden Krediten (z.B. Baufinanzierung für vermietete Wohneinheit) im - natürlich nicht erhofften - Fall einer Bankinsolvenz, wird unter Hinweis auf die eingangs angeführten, bestehenden Sicherungsinstrumente, nicht weiter eingegangen. Im angenommenen Fall, dass jemand zum Insolvenz-Zeitpunkt 300.000 Euro Sparguthaben auf seinen Konten hat, gleichzeitig aber eine Immobilienfinanzierung über 150.000 Euro läuft, wird er 200.000 Euro „in den Wind“ schreiben können und gleichzeitig weiterhin sein Darlehen unverändert bedienen dürfen. Die 200.000 Euro und die Darlehensforderung stehen damit dem Insolvenzverwalter für Ansprüche Dritter oder seiner Kostenregulierung zur Verfügung. Bei den heutzutage gegebenen, technischen Möglichkeiten, wäre es sicher ohne weiteres möglich, Kundenengagements dieser sicher in Vielzahl bestehenden Engagements vorrangig auszugleichen. Ich vermute allerdings, dass gesetzliche Vorschriften dieser Handhabung entgegenstehen und wäre deshalb für eine fachliche Einschätzung dankbar.

 

Stefanie Kühn: Mit der gesetzlichen Einlagensicherung schützt der Staat die Einlagen seiner Bürger, aber er möchte natürlich nicht für deren Schulden aufkommen. Abgesichert sind Einlagen - dazu zählen z.B. Giro-, Tages- und Festgelder, sowie Sparbücher. Im Pleitefall der Bank würden Sie eventuell noch über die zusätzlichen Sicherungssysteme, denen viele Banken angehören, Geld erhalten. Sparkassen sowie Genossenschaftsbanken haben eine sogenannte Institutssicherung, viele private Banken gehören dem Einlagensicherungsfonds der privaten Banken an. Im Falle einer Insolvenz einer Bank würde der Betrieb nach Möglichkeit aufrecht erhalten bleiben, auch um etwa laufende Darlehen nicht kündigen und Kreditnehmer zur vollständigen sofortigen Rückzahlung zwingen zu müssen.

 

24.10.2019


Reiner B.: "Ich habe etwa 100.000 Euro in der Anleihe DZ Bank (WKN A0GWWW) angelegt. Ich überlege, das aufzustocken. Was meinen Sie, ist das ratsam? Oder ist die Anlage riskant?"

 

Stefanie Kühn: Die DZ Bank Perpetual Funding Issuer Anleihe notiert derzeit um die 75-78%. Es handelt sich um eine Nachranganleihe mit offener Laufzeit, deren Basisinformationsblatt auf der Seite der DZ Bank derzeit nicht verfügbar ist. Die Anleihe ist variabel verzinst, derzeit mit 0,364%. Wenn die Anleihe zurückgezahlt wird, erhalten Sie 100% - zu einem unbestimmten Zeitpunkt gäbe es also neben der jährlichen Rendite noch einen Kursgewinn. Das mag verlockend klingen. Jedoch werden Nachranganleihen im Pleitefall des Emittenten nachrangig bedient – der Gläubiger (das sind Sie) steht in der Schlange also ganz hinten. Anleihen werden zu 100% herausgegeben. Zwischenzeitlich stand diese Anleihe bei unter 50%. Auch der Kursverlauf zeigt, dass es sich bei dieser Anleihe um kein „Witwen-und-Waisen-Papier“ handeln kann. Ein Rating von der Agentur Moody von 2015 bewertete die Anleihe mit Baa3, ein noch mittleres Risiko an der Schwelle zum hohen Risiko. Von einem riskanten Papier kann man also durchaus sprechen. Ein Anleger muss sich dabei überlegen, ob er das Risiko adäquat verzinst bekommt.

 

10.10.2019


Ella K.: "Da auch auf lange Sicht keine Zinsen auf Festgeld zu erwarten und Aktien und Fonds für mich keine Alternative sind, wurde mir geraten, mein Geld in Gold anzulegen, und zwar bei Bonus.Gold. PIM und Bonus.Gold sind ja in letzter Zeit häufig in den Schlagzeilen, weil die Firmen Gold selbst einlagern und hohe Renditen versprechen. PIM Gold GmbH ist gerade ein Fall für den Staatsanwalt. Ich hatte schon eine mittlere Summe bei Bonus.Gold angelegt und mich würde Ihre Meinung dazu interessieren."

 

Stefanie Kühn: Anfang des Monats hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt die Geschäftsräume von PIM Gold durchsucht. Der Vorwurf lautet „Gewerbsmäßiger Betrug“. Laut Berichten fehlen fast zwei Tonnen Gold, die Anlegern zustehen. Ihnen waren Renditen von 3% und mehr versprochen worden. Schon hier hätte man hellhörig werden können. Gold wirft keine Dividende ab. 3% hätten, wenn nichts mit gestiegenem Preis verkauft wird - also nur über riskantere Leihe- oder Spekulationsgeschäfte erzielt werden können. PIM Gold geriet in der Vergangenheit auch gemeinsam mit Bonus.Gold ins Visier der Presse, da hier wohl eine Fehde der beiden Unternehmen tobt. Besorgniserregender finde ich den Hinweis im Internet, dass das Wirtschaftsprüfertestat von 2017 wohl die Einschränkung besaß, dass die Goldbestände nicht ausreichend geprüft werden könnten. Bonus.Gold erläutert auf seiner Homepage, dass der Mehrwert (Bonus) über einen Recycling-Prozess entsteht. Das mag alles sein. Sie müssen sich überlegen, ob Sie dem Team des Unternehmens vertrauen möchten. Sie könnten sich das Gold ausliefern lassen. Ein Rückkauf ist ausdrücklich nicht vorgesehen. Ich bin bei solchen Unternehmen skeptisch.

 

25.09.2019


Siegfried S.: "Ich bin 51 Jahre alt. Zur Altersversorgung habe ich im Jahr 2014 einen Prämiensparer abgeschlossen mit 50 Euro pro Monat. Der Abschluss erfolgte bei einer Spareinrichtung einer Wohnungsbaugenossenschaft. Ab dem 3. Sparjahr wird eine Prämie von 3 Prozent steigend bis zum 25. Jahr bis 50 Prozent auf die eingezahlten Jahressparraten gezahlt. Die Prämie von 50 Prozent wird ab dem 15. Sparjahr gezahlt Die Grundverzinsung liegt derzeit bei 0,1% pro Jahr. In den Medien liest man immer wieder, dass speziell die Sparkasse solche Verträge vorzeitigt kündigt. Kann dies auch bei Anlage bei einer Wohnbaugenossenschaft passieren? Sollte ich aus Renditegründen meinen derzeitigen Aktiensparplan in Höhe von 50 Euro/Monat um die bisherige Prämiensparrate aufstocken? Der Aktiensparplan besteht seit 1.1.2017 bei der Onvista Bank. Bespart wird der ETF Fond ishares-Core MSCI World, ISIN IE00B4L5Y983. Ich denke auch darüber nach, bei Weltsparen einen Sparplan WeltInvest 50 oder WeltInvest 70 einzurichten. Was raten Sie mir?"

 

Stefanie Kühn: Zunächst einmal gilt für Ihren Sparvertrag das, was in den Bedingungen steht. Sie haben diesen ja nun erst seit fünf Jahren, da würden die derzeit von einigen Sparkassen angeführten Argumentationen nicht greifen. Sollten in einigen Jahren die zugesagten Renditen für die Genossenschaft schwer zu erfüllen sein, wird man sicherlich auch dort schauen, ob es Änderungsmöglichkeiten gibt. Insgesamt gehen Sie bei einer Anlage bei einer Wohnungsgenossenschaft immer ein höheres Risiko ein, als bei einem einlagensicherten Festgeld. Ob Sie lieber in Ihren Aktien-ETF oder in die Spareinlage einzahlen, kann so nicht beantwortet werden. Das hängt von Ihren Zielen und Ihrer Risikobereitschaft ab. Langfristig hat ein ETF-Sparplan auf den MSCI World zwar höhere erwartete Renditen, jedoch können Sie hier auch empfindliche (Buch-)Verluste erleiden. Dann ist Durchhaltevermögen gefragt. Weltsparen bietet seit einiger Zeit ETF-Portfolien mit unterschiedlicher Aktiengewichtung an, die Sie besparen können. Aus meiner Sicht können Sie sich die dafür anfallenden Gebühren sparen. Wenn Sie selbst breit gestreut in Festverzinsliche (über den Sparvertrag) und Aktien (über den ETF von ishares) anlegen, dann ist ein solches Portfolio eine „Schein-Streuung“. Ob Sie selbst derzeit ein Portfolio mit der Gewichtung 50/50 oder 70/30 etc. besitzen, können Sie ausrechnen und durch die Veränderung der Sparraten ja jederzeit anpassen.

 

19.09.2019


Nicole G.: "Ich habe mit meinen 45 Jahren eine stattliche Summe angespart. Ich möchte keine Strafzinsen zahlen sondern möchte mein hart erspartes Geld gerne sicherheits- und nicht risikobereit anlegen. Die Verbraucherzentrale hat mir die Empfehlung gegeben, in große langfristige Fonds zu investieren und meine Riesterrente ruhen zu lassen. In den Zeitungen wird zum Goldkauf geraten. Ich selbst bin mit dem Thema gänzlich überfordert. Mein erspartes Geld darf auch nicht weniger werden, denn laut der Hochrechnung der Verbraucherzentrale wird mir meine Rente nicht ausreichen. Ich will jetzt etwas dafür tun, damit es nicht so weit kommt. Deshalb ist es mir extrem wichtig mein aktuell Erspartes sinnvoll anzulegen. Für jeden Rat und Erklärungen bin ich Ihnen sehr dankbar."

 

Stefanie Kühn: Derzeit erheben viele Banken noch gar keine Strafzinsen, das betrifft hauptsächlich Geschäftskunden und sehr hohe Vermögen. Sie finden derzeit auch für Millionenvermögen noch Anlage-Möglichkeiten ohne Strafzinsen. Gleichwohl ist es natürlich sinnvoll, dass Sie sich Gedanken machen, wie Sie Ihr Geld gut anlegen können. Aus Ihrer Schilderung wird nicht klar, um welche Art Fonds es sich handelt. Es gibt in diesem Sinne keine langfristigen Fonds, alle sind auf Dauer ausgelegt. Ich vermute, man hat Ihnen einen großen weltweit anlegenden Aktienfonds empfohlen. Ob ein (Aktien-)Fonds oder ein Mix aus Anlagen eine adäquate Anlagemöglichkeit darstellt, kann ich ohne die genaue Kenntnis Ihrer Risikomentalität und Ihrer Gesamtanlagen nicht beurteilen. Sie möchten ja die Sicherheit in den Vordergrund stellen. Aktieninvestments können schwanken und sehr wohl weniger werden – in der Vergangenheit wurden solche Phasen stets wieder wettgemacht. Dafür gibt es aber keine Garantie. Trotzdem halte ich Aktieninvestments für sinnvoll, um den Niedrigzinsen zu trotzen. Historisch lag die zu erwartende Rendite deutlich über der Inflationsrate – und eine solche Rendite benötigen Sie zum Aufbau Ihres Ruhestandsvermögens. Ich empfehle Ihnen, zunächst eine Anlagestruktur unter Berücksichtigung Ihrer gesamten Lebenssituation zu entwickeln. Dabei würden Sie Ihren Bedarf in Tagesgeld festlegen, die Quoten für Festgelder und aktienbasierte Anlagen bestimmen und über Anlageklassen wie Gold und Immobilien sprechen. Erst danach erfolgt dann die konkrete Produktauswahl. In diesem Zusammenhang kann man auch schauen, ob eine Riesterrente für Sie grundsätzlich Sinn macht oder eher nicht.

 

12.09.2019


Therese R.: "Von der Spardabank wurde mir empfohlen 20.000 Euro in folgende Fonds anzulegen: 1. UniRak Nachhaltig Konservativ -net- A, 2. PrivatFonds: Nachhaltig, 3. Unilmmo: Wohnen ZBI jeweils der Union Investment. Die nächsten fünf Jahre würde ich das Geld nicht brauchen. Ich bin 75 Jahre alt und will absolut kein Risiko eingehen. Des Weiteren habe ich wenig Ahnung von Aktien und dergleichen. Für einen Rat wäre ich sehr dankbar."

 

Stefanie Kühn: Der Satz „ich will absolut kein Risiko eingehen“ verbietet eine solche Anlage. Auch bei Fonds mit dem Zusatz „konservativ“ kann es zu Schwankungen kommen. Es gibt keinerlei Garantie, dass Sie jederzeit Ihre Anlagen im Plus oder zumindest zum Einstandswert wieder einlösen können. Zu den Vorschlägen im Einzelnen: Der UniRak Nachhaltig konservativ ist ein Mischfonds, der bis zu 25% in Aktien anlegen darf. Laut der Wesentlichen Anlegerinformation zählt er zur Risikoklasse 4 von 7. Die laufenden Kosten betragen 1,46%, der Ausgabeaufschlag 3%. Der PrivatFonds nachhaltig hat die gleiche Risikoklasse bei bis zu 100% Aktien (in der Praxis wohl maximal 45%). Er hat laufende Kosten von 2% bei einem Ausgabeaufschlag von 5%. Der Uni Immo Wohnen ist ein offener Immobilienfonds mit 1,19% laufenden Kosten und 5% Ausgabeaufschlag. Auch hier gibt es keine Garantie für den Wert. Insgesamt ein für Sie teurer Vorschlag, der meines Erachtens nicht zu Ihrem Ziel passt. Eine geringe Aktienquote ist durchaus sinnvoll, es muss aber genau besprochen werden, wie hoch die Quote im Verhältnis zu Ihrem Gesamtvermögen dabei ist.

 

02.09.2019


Hildegard B.: "Ich bin 61 Jahre alt und zum großen Teil freiberuflich tätig. Ich habe vor 20 Jahren eine private Rente bei Cosmos abgeschlossen, die am 1.9. 19 zur Auszahlung bereit steht. Ich habe Anspruch auf 770 Euro monatlich. Da ich mindestens bis 67 Jahre arbeiten werde, könnte ich ca. 500 Euro monatlich der Rente bis zu dieser Zeit wieder anlegen. Cosmos hat mir ein Angebot gemacht und zahlt folgende Zinsen: 1.Jahr 0,50, 2.Jahr 0,80 3. Jahr 1,20, ab 4. Jahr jährlich neu festgelegter Zinsüberschussanteilsatz von derzeit 2,30%. Was raten Sie mir?"

 

Stefanie Kühn: Das Angebot, von dem Sie sprechen ist vermutlich der „Flexible Vorsorgeplan“ – eine klassische Rentenversicherung. Für die ersten drei Jahre ist dabei der von Ihnen genannte Zins fest zugesagt, danach erhält der Kunde eine variable Verzinsung, derzeit sind es laut Homepage 1,7% nicht 2,3%. Die Rendite ab dem Jahr 4 könnte auch negativ sein und nach 12 Jahren wäre im Stressszenario auch ein Betrag unterhalb der Einzahlsumme möglich. Für den „Normalfall“ ist eine Rendite von 1,32% versprochen (über 12 Jahre). Stornokosten bei vorzeitiger Kündigung fallen nicht an, es wird das Vertragsguthaben ausgezahlt. Die Gesamtkostenquote ist mit 1,02% pro Jahr angegeben, für die ersten drei Jahre gilt wohl der zugesagte Zins. Sollten Sie den Vertrag keine 12 Jahre halten, fällt bei Kündigung „ganz normal“ Abgeltungssteuer an. Zum Vergleich: Wenn Sie die 500 Euro pro Monat auf ein gutes Tagesgeldkonto ansparen, erhalten Sie ebenfalls 0,5% Zinsen. Sie könnten dann regelmäßig Festgelder verschiedener Laufzeiten auswählen und so eine Festgeldtreppe aufbauen. Für 5 Jahre gibt es derzeit bis zu 1,6 %, für drei Jahre bis zu 1,3%. Einfacher ist vermutlich die Versicherungslösung, aber nicht unbedingt ertragreicher.

 

30.07.2019


Irmgard P.: "Ich habe demnächst 30.000 Euro zur Verfügung, die ich anlegen will. Was halten sie von ETF Xtrackers MSCI World oder iShares MSCI World? Oder haben Sie bessere Vorschläge? Der ETF sollte ausschüttend sein."

 

Stefanie Kühn: Aufgrund der vorliegenden Informationen kann ich nicht beurteilen, ob es sinnvoll ist, die komplette Summe in einen aktienbasierten ETF anzulegen. Dazu müsste man Ihre Risikobereitschaft und Ihre gesamten Anlagen kennen.

Grundsätzlich ist die Investition in einen ETF auf den MSCI World sinnvoll. Dieser Index umfasst über 1.600 Unternehmen aus den Industriestaaten. Insofern ist der Name irreführend, World bedeutet hier, dass die Schwellenländer fehlen. Für eine echte Weltabdeckung empfehle ich Ihnen, im geringen Maße einen ETF auf den MSCI Emerging Markets (Schwellenländer) beizumischen –vielleicht 10-20% der Summe. Alternativ kommt ein ETF auf den MSCI All Country World oder den FTSE All-World in Frage. Letzterer hat „nur“ 51% USA gegenüber dem MSCI World, der knapp 60% USA enthält.

Zur Anbieterauswahl: Die ETF-Anbieter unterscheiden sich in der Leistung kaum. Sie finden in der Regel sowohl thesaurierende als auch ausschüttende Tranchen. Die Kosten unterscheiden sich bei den Anbietern insofern, dass die laufenden Gebühren zwischen 0 und 0,45% liegen. Trotzdem heißt es nicht zwingend, dass der teurere Fonds schlechter abschneidet. Kleinere Unterschiede ergeben sich durch das Timing innerhalb eines Fonds, aber auch durch zusätzliche Geschäfte wie die Wertpapierleihe. Natürlich ist ein günstigerer Fonds bei ansonsten gleichen Kriterien zu bevorzugen.

Falls die Anlagesumme nicht bereits vorher im Aktienmarkt investiert war, könnten Sie sich auch überlegen, ob Sie die Anlagesumme in Tranchen investieren, um zu vermeiden, dass Sie den „falschen Tag“ erwischen. Zumindest, wenn Sie bislang wenig Erfahrung mit Aktieninvestments haben, rate ich dazu, um zunächst ein wenig Erfahrung mit dem Auf und Ab der Märkte zu erlangen. So können Sie besser einschätzen, wie es um Ihre Risikobereitschaft bestellt ist.

Achten Sie beim Kauf auch auf die Kosten, diese sind am Ende für die „Gesamt-Performance (Leistung)“ entscheidend.

 

26.06.2019


Elisabeth G:

"Ich bin 76 Jahre alt alleinstehend ohne Kinder. Durch einen Grundstücksverkauf könnte ich einen Betrag von etwa 10.000 Euro anlegen. Da ich immer ihre Kolumne lese möchte ich eine Befragung an Sie richten, was mir meine Bank als Anlageziel empfohlen hat. Vielleicht können sie mir dazu einen Rat geben?

  • Zinsdifferenz Anleihe ca.6-7% Verzinsung über einen Zeitraum von ca. 6-7 Jahren
  • Deka Bank 90% Tresor-Anleihe bezogen auf Euro Stoxx 50 r
  • Deka Strategieinvest (konservativer Aktienfonds - Industrie 4.0  (Water ) Ausgabeaufschlag 5%
  • Deka-Unternehmen Strategie Europa Ausgabeaufschlag 3,75%

Ich bin Rentnerin und mit Geldgeschäften hatte ich eher wenig zu tun und möchte kein Risiko eingehen. Zur Zeit liegt der Betrag auf einem Geldmarkt -Konto zinslos."

 

Stefanie Kühn: Da ich Ihre sonstigen Anlagen nicht kenne, kann ich nicht abschließend beurteilen, ob eine aktienbasierte Anlage als Beimischung in Frage käme. Wenn Sie eine kleine aktienbasierte Anlage wünschen, dann würde ich Ihnen einen ETF (Indexfonds) empfehlen und keine gemanagten Fonds, wie die letzten beiden Vorschläge aus der Liste.

 

Auf jegliche Anlagen mit „Wenn-dann-sonst-so“-Bedingungen rate ich Ihnen, zu verzichten. Diese setzen in der Regel eine exakte Marktmeinung voraus, die Sie nach Ihrer Schilderung nicht haben. Solche Anlagen sind die ersten beiden Ihrer Liste. Das Ergebnis der Tresor-Anleihe hängt von der Entwicklung des Euro Stoxx 50, des Aktienindex der bedeutendsten 50 Unternehmen in Europa ab. Es gibt eine Kapitalgarantie von 90%. Sollte es jedoch stark aufwärts gehen, wäre Ihr Ertrag gedeckelt. Bei der Zinsdifferenz-Anleihe habe ich mir einmal die Renditeerwartung des optimistischsten Szenarios einer am Markt angebotenen Zinsdifferenz-Anleihe angesehen – die Rendite wurde mit 0,24% p.a. angegeben. Das schaffen Sie mit jedem Festgeld!

 

Wenn Sie also kein Risiko eingehen möchten, dann empfehle ich Ihnen ein oder mehrere Festgelder. Diese sind einlagengesichert – das bedeutet, im Pleitefall der Bank zahlt das jeweilige Land, das die Sicherheit für die entsprechende Bank gibt, Ihnen Ihr Geld zurück.

 

Sie könnten die Festgelder splitten (Festgeldtreppe) und zum Beispiel fünf Festgelder á 2.000 Euro anlegen. Alternativ wäre aber auch denkbar, zwei Festgelder mit 3 und 5 Jahren Laufzeit zu wählen, z.B. dann, wenn Sie wissen, dass Sie das Geld sicher in den nächsten drei Jahren nicht benötigen. Gute Konditionen erhalten Sie bei Direktbanken. Für ein 5-Jahres-Festgeld erhalten Sie derzeit ca. 1,4%. Das ist zwar etwas weniger als die Inflationsrate derzeit beträgt, dafür wissen Sie aber, dass das Geld am Ende der Laufzeit noch da ist.

 

30.05.2019


Melanie M.: "Ich bin 58 Jahre alt, verheiratet, mein Mann und ich leben in einer eigenen Immobilie. Wir sind schuldenfrei. Mein Mann ist Beamter und bereits in Pension. Ich bin im öffentlichen Dienst beschäftigt. Von der Debeka. wurde mir nun das folgende Angebot zur unterbreitet: Debeka Global Shares, eine Rentenversicherung mit Fondskomponenten und sehr flexiblen Optionen. Man kann monatlich mit einem festen Betrag ansparen oder auch einen Einmalbetrag einsetzen. Bezüglich des Kapitaleinsatzes kann man unter fünf Renditechancen wählen, von „sehr sicherheitsorientiert“ bis „sehr renditeorientiert“. Außerdem kann eine sehr flexible Hinterbliebenenabsicherung vereinbart werden. Das Finanzmanagement hat die Debeka selbst übernommen. Wer das Fondvermögen genau verwaltet (Name, Befähigung) geht aus den Unterlagen allerdings nicht hervor. Meine Frage wäre nun, ob Ihnen über diese Rentenversicherung (Geld „parken“ und vermehren bis zum Ruhestand) bereits belastbare Informationen vorliegen?"

 

Stefanie Kühn: Beim Debeka Global Shares handelt es sich um einen internen Fonds im Sinne des Versicherungsaufsichtsgesetzes. Dieser Fonds hat derzeit ca. 51% in den ETF ishares Stoxx Europe 600 (600 bedeutendste Unternehmen Europas) angelegt. Zweitgrößte Position ist der ishares S&P (amerikanischer Index) mit gut 25%. Es deutet also alles daraufhin, dass es sich um einen Dachfonds mit ETF handelt.

In der Versicherungslösung wird dann dieser Fonds mit anderen Anlagen gemischt, die dann zum Beispiel die gewählte Garantie je nach gewählter Risikoeinstellung sicherstellen sollen. Als Mindestanlagedauer sollten Sie bei Versicherungen immer 10 bis 12 Jahre ansetzen, sonst schlagen die Kosten zu sehr zu Buche. Die Debeka weist z.B. in ihren Produktinformationsblättern zu verschiedenen Laufzeiten und Risikoeinstellungen Kosten von ca. 3,2% aus, wenn Sie die Versicherung nach 12 Jahren einlösen. Würden Sie bereits nach 6 Jahren kündigen, liegen die Kosten bei 8%. Doch auch 3,2% ist - zwar eine im Vergleich mit anderen Versicherungen übliche und eher günstige - absolut gesehen hohe Kostenquote. Sie müssen diese 3,2% pro Jahr ja erst einmal verdienen, bevor irgendein Euro für Sie übrig bleibt.

Daher empfehle ich Ihnen, sich selbst um Ihre Anlagen zu kümmern. Ein Mix aus Festgeldtreppe und Aktien-ETF bringt Ihnen sicherlich einen besseren Ertrag. Aber es macht natürlich etwas mehr Mühe und Sie müssen sich auch während der Zeit bis zum Ruhestand ab und an kümmern. Verrenten könnten Sie das Geld übrigens zu Rentenbeginn immer noch, sollten Sie unbedingt eine Rente wünschen. Alternativ können Sie sich aber dann auch einen Entnahmeplan „bauen“.

 

20.05.2019


Karl A.: "Meine Frau und ich haben uns entschlossen, für unsere Enkelkindern einen Einmalbetrag (aufgrund unseres fortgeschrittenen Alters) von € 10.000,00 anzulegen. Ziel soll sein, dass das Anlage-Guthaben später zur Unterstützung eines Studiums und/oder zu einer spezifischen Berufsausbildung verwendet wird. Für unser erstes Enkelkind haben wir uns auf Vorschlag für die „HVB FondsRente pro – Fondsgebundene Rentenversicherung“ (Laufzeit von 19 Jahre) entschieden. Vor kurzem wurde unser zweites Enkelkind geboren und wir möchten gerne wissen, ob Sie uns alternative Anlagemöglichkeiten mit dem gleichen Ziel empfehlen können. "

 

Stefanie Kühn: Eine Lebensversicherung bringt immer hohe Kosten mit sich. Sie haben hier zwei Gebührenebenen – die der Versicherung und die der Fonds. Sind gemanagte Fonds in der Lebensversicherung enthalten, wovon ich ausgehe, dann liegen die Kosten hier noch einmal bei 1,3-2,5%.

Für Ihren zweiten Enkel empfehle ich Ihnen daher, einen Aktien-ETF (Indexfonds) auszuwählen. Diese sind besonders kostengünstig. Wenn Sie beispielsweise einen ETF auf den MSCI World nehmen, dann decken Sie mit einem Investment die Industriestaaten ab (ca. 1.800 Unternehmen). Die Schwellenländer sind in diesem Index – obwohl das Wort Welt im Namen steckt – übrigens nicht dabei. ETFs sind deutlich kostengünstiger als gemanagte Fonds, gängige ETFs auf den MSCI World liegen bei ca. 0,2% der Kosten, u.U. also nur ein Zehntel der Kosten eines vergleichbaren gemanagten Fonds. Aus vielen Rückblicken weiß man, dass sich Fondsmanager schwer tun, auf Dauer die Indexfonds zu schlagen – es spricht also nichts gegen den Verzicht auf ein aktives Management.

Ob Sie die 10.000 Euro auf einmal anlegen oder „versparplanen“ und zum Beispiel über drei Jahre sukzessive anlegen, bleibt Ihnen überlassen. Das Risiko des Einmalkaufes liegt darin, dass es sich möglicherweise um den „falschen Tag“ handeln könnte – also ein längerer Abschwung folgt. Auf Sicht von 18 Jahren dürfte der Zeitpunkt aber eine untergeordnete Rolle für die Performance spielen.

Wenn Ihr Enkel dann mit 18 das Geld ganz oder teilweise für seine Ausbildung benötigt, beachten Sie bitte, dass Sie ggf. rechtzeitig den entsprechenden Betrag in schwankungsärmere Anlagen umschichten (Tages- oder Festgeld).

 

06.05.2019


Felix B.: "Ich bin 20 Jahre alt und möchte mehrere ETF-Fonds mit jeweils 40 Euro im Monat besparen. Mein Anlagehorizont sind zehn bis 15 Jahre.

Ich habe mir folgende Fonds überlegt:

I Shares S&P 500.- Information Technolgy ETF - WKN : A142N1

I Shares Nasdaq 100 UCITS ETF - WKN : A0YEDL

I Shares Tec Dax CR UCITS ETF - WKN: 593397

I Shares Edge MSCI World UCIT ETF - WKN : A12ATF

XTR. MSCI EM ASIA Swap ETF - WKN: DBX1MA

Ist das gut und breit gestreut? Was meinen Sie? Haben Sie einen besseren Vorschlag?

 

Stefanie Kühn: An Ihrem Vorschlag gefällt mir die strikte Ausrichtung auf ETF sehr gut. Eine Aufteilung von 200 Euro auf fünf verschiedene ETF ist grundsätzlich möglich. Achten Sie beim Kauf der ETF darauf, dass Sie diese ohne Gebühren monatlich erwerben können. Dies ist nicht bei allen Banken der Fall, trägt aber mit zu einer guten Rendite bei.

Sie haben in Ihrer Auswahl einen Schwerpunkt USA gesetzt. Auch der gewählte Edge MSCI World Momentum Index hat 77% USA, S&P 500 / Information Technology und Nasdaq sind reine USA Investments. Bei den Branchen haben Sie die Tech-Branche als Schwerpunkt (Nasdaq, S&P und Tec Dax). Das kann man so machen, sollte sich der Gewichtung aber bewusst sein und je nach Entwicklung der Märkte dann gegebenenfalls umstrukturieren.

Der Europäische Markt ist unterrepräsentiert, vielleicht tauschen Sie zumindest den TecDax-ETF gegen einen ETF au den EuroStoxx 600.

Eine breitere Streuung – mit weniger Beobachtungsbedarf - würden Sie entweder durch eine Aufteilung auf zwei ETF, den MSCI World und MSCI Emerging Markets, erhalten. Sie könnten diese zum Beispiel mit 175 Euro und 25 Euro oder 150 Euro/50 Euro besparen. Eventuell könnten Sie einen kleinen Anteil in ein Tech-Investment (bspw. den S&P Information Technology) investieren (z.B. 150 Euro/25 Euro/25 Euro).

 

11.04.2019


Helmut S.: "Frau Kühn schreibt in Ihrer Antwort auf die Leserfrage ob Spareinlagen geschützt sind auch etwas zu den Wertpapieren. Dort steht im Zusammenhang mit der Verwahrung der Wertpapiere bei Dienstleistern der Satz "Dabei wird die Zuordnung zu einzelnen Depots und Anlegern aus technischen Gründen aufgehoben." Das ist nicht akzeptabel! Das würde ja auch bedeuten, dass diese Zuordnung auch im "Normalfall", d.h. nicht erst bei Problemen der Bank, nicht möglich wäre. Bitte erklären Sie, was das für (vorgeschobene) technische Gründe sind."

 

Stefanie Kühn: Ein Wertpapierdepot wird heutzutage meist im Rahmen der sogenannten Girosammelverwahrung geführt. Dabei werden nicht mehr einzelne physische Wertpapiere verwahrt und bewegt, sondern die Wertpapiere zahlreicher Anleger werden „virtuell“ bei einer Bank oder einer Wertpapiersammelbank gemeinsam verbucht. Das Depot des Anlegers entspricht somit seinem Anteil an einer Sammelverwahrung. Da alle Papiere gemeinsam verwahrt werden, hat der jeweilige Wertpapierbesitzer einen Miteigentumsanteil am Gesamtbestand der Sammelverwahrung, statt Alleineigentum an seinen Wertpapieren. Grundsätzlich ist das aber kein Problem und Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Sie Ihre Aktien oder Anleihen nicht zurückbekommen. Sie bekommen dann möglicherweise zwar nicht exakt dasselbe Wertpapier, das Sie hinterlegt haben, aber ein diesem nach Art und Stückzahl entsprechendes. Wie bei allen digital verbuchten Wertgegenständen besteht m.E. ein Restrisiko, dass es bei einem großen technischen Zusammenbruch schwierig sein könnte, die einzelnen Positionen der Anleger zuzuordnen. Deshalb habe ich empfohlen, für den (unwahrscheinlichen) Fall der Fälle schriftliche Depotauszüge zur Beweissicherung aufzubewahren.

 

03.04.2019


Max W.: " Zur Alterssicherung werden immer wieder Investmentfonds und Aktien empfohlen. Nicht unbedingt bekannt ist, wie wird bei einem Bankzusammenbruch mit den (virtuellen?) Depots verfahren. Werden die Papiere herausgelöst und unabhängig vom Verlust des Girokontos dem Eigentümer ausgehändigt oder fallen diese - je nach augenblicklichen Wert - ebenfalls unter die Konkursmasse? Ich frage mich auch, ob - wenn es wieder zu einem Finanzcrash kommt - die Einlagensicherung der Banken überfordert ist?

 

Stefanie Kühn: Bei Banken in der EU sind Ihre Spareinlagen bekanntlich durch gesetzliche Einlagensicherungssysteme bis 100.000 Euro vor einer Pleite der Bank geschützt. Daneben sind Banken gesetzlich verpflichtet, Verbindlichkeiten aus Wertpapiergeschäften abzusichern. Hierbei handelt es sich um Gelder, die Anlegern im Zusammenhang mit Wertpapiergeschäften geschuldet werden (z.B. Dividenden, Ausschüttungen, Verkaufserlöse). Dieser Schutz ist im Schadensfall pro Anleger begrenzt auf 90% ihrer Forderungen, maximal aber nur auf 20.000 Euro.

Die Wertpapiere selbst – also zum Beispiel Aktien, Anleihen, Investmentfondsanteile – unterliegen keinem gesetzlichen Schutz im Pleitefall der Bank, bei der Anleger ihr Depot haben. Das ist grundsätzlich auch nicht nötig, denn diese Papiere stehen im Eigentum des jeweiligen Anlegers und werden von der Bank nur verwahrt. Im Insolvenzfall der Bank kann der Anleger seine Papiere herausverlangen und auf ein Depot bei einer anderen Bank übertragen.

Ein Restrisiko verbleibt allerdings: Die Wertpapiere werden heute nicht mehr physisch bei der Bank verwahrt, sondern bei einem zentralen Dienstleister verwaltet (Girosammelverwahrung). Dabei wird die Zuordnung zu einzelnen Depots und Anlegern aus technischen Gründen aufgehoben. Es könnte im schlimmsten Fall also passieren, dass eine zusammenbrechende Bank nicht mehr in der Lage wäre, alle Wertpapiere ihrer Kunden aus der Sammelverwahrung zurückzuholen. Auch im Falle eines allgemeinen großen technischen Zusammenbruchs besteht hier meines Erachtens ein Restrisiko. Bewahren Sie daher Ihre schriftlichen Depotauszüge auf, um hier im (zwar unwahrscheinlichen) Fall der Fälle Beweise für Ihr Eigentum an Wertpapieren in den Händen zu halten.

Ob die Einlagensicherungssysteme im Falle einer Krise halten, darüber können wir heute nur spekulieren. Seit der Finanzkrise 2008 wurden jedoch Aufsicht und Richtlinien verschärft.

 

02.04.2019


Martina S.: "Ich habe mich von der Fernsehsendung Höhle der Löwen zu einer Investition in die GFC Investment verleiten lassen und habe dabei viel Geld verloren. Ich weiß, dass das ein großer Fehler war. Mich würde nur interessieren, ob noch mehr Leute da Geld verloren haben und was von dieser Anlage grundsätzlich zu halten ist."

 

Stefanie Kühn: Nach meiner Recherche gibt es einige dubiose Unternehmen aus der Kryptowährungsbranche, die im Internet und in der Werbung versuchen, Investoren damit zu locken, dass das Unternehmen bereits in der „Höhle der Löwen“ gewesen sei und dort die Juroren überzeugen konnte. Es grassierten unter anderem gefälschte Videos, die suggerierten, dass Frank Thelen (einer der Juroren) bereits in solche Unternehmen investiert habe.

GFC Investment ist wohl im Besitz der Gesellschaft Dartalon mit Sitz auf St. Vincent und den Grenadien und wird von einer Gesellschaft aus Estland betrieben. Schon das spricht dagegen, dass es sich hier um ein echtes Investment von Thelen und Co. handelt. Im Internet findet man mehrere Hinweise darauf, dass es sich um einen unregulierten Broker handelt.

Sie haben nicht gesagt, in was Sie investiert haben, aber ich vermute in Kryptowährungen (und nicht in Aktien). Diese unterliegen hohen Schwankungen, zuletzt ging es sehr stark abwärts mit den Kursen. Wenn also kein Betrug bei Ihnen vorliegt (im Sinne von „Gelder verschwinden“), dann haben Sie sich für ein riskantes Investment entschieden und dieses ging nicht auf. Es ist grundsätzlich vielen Menschen so ergangen – auch bei anderen Brokern. Dies allein ist allerdings nicht in GFC begründet, sondern in der Marktentwicklung. Als spekulative Beimischung konnte man Krypotwährungen durchaus sehen, als „Kernanlage“ jedoch nicht. Möglicherweise zählen Sie aber auch zu denjenigen, die Probleme hatten, ihr Geld von der Gesellschaft wieder zu erlangen (unabhängig von der Kursentwicklung). Es finden sich zahlreiche Kommentare im Netz von Menschen, denen es so ergangen ist. Hier wird GFC Investments in einem Atemzug mit anderen Brokern genannt.

Ein rechtliches Vorgehen ist aufgrund des Firmensitzes vermutlich schwierig. Wenn Sie sich diesbezüglich weiter informieren möchten, empfehle ich Ihnen, einen Anwalt, der auf Kapitalanlagerecht spezialisiert ist, aufzusuchen.

 

28.03.2019


Anne L.: "Ich möchte für meinen erwachsenen Sohn, auf seinen Namen ein Sparkonto eröffnen und Geld für seine Hochzeit ansparen. Kann ich trotzdem über das Geld verfügen, falls ich in eine Notlage komme? Was passiert, wenn ich durch einen Unfall ein Pflegefall werde? Zählt das Ersparte dann zu meinem oder zu seinem Vermögen?"

 

Stefanie Kühn: Da Ihr Sohn erwachsen ist, kann nur er Konten auf seinen Namen eröffnen. Wenn er ein Konto eröffnet und Sie zahlen darauf ein, dann ist das eine Schenkung und das Geld gehört nicht mehr zu Ihrer Vermögenssphäre, sondern zu seiner. Bevor Sie ihm das Geld überweisen, könnten Sie schriftlich Rückfallklauseln für bestimmte (Not-)Fälle vereinbaren. Auch das Bürgerliche Gesetzbuch sieht einen Rückforderungsanspruch des Schenkers vor, soweit der Schenker nach der Vollziehung der Schenkung außerstande ist, seinen angemessenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Diesen Anspruch könnte gegebenenfalls der Sozialhilfeträger auf sich überleiten, wenn dieser für Sie zahlen müsste. Der Rückforderungsanspruch kann vom Sozialhilfeträger bis zehn Jahre nach der Schenkung geltend gemacht werden.

 

19.03.2019


Heidi W.: "Heute möchte ich mich auch einmal mit einer Frage bzw. mit der Bitte um Beurteilung eines Angebots zum Sparen an Sie wenden. Bei der Kreissparkasse München gibt es derzeit ein Angebot zum flexiblen Sparen mit flexiblem Zinssatz, der wie derzeit üblich gerade einmal 0,01 % beträgt, aber sehr interessante folgende Prämien verspricht:

4. Jahr - 4,00 %

5. Jahr - 5,00 %

6. Jahr - 6,00 %

usw.

bis zum 20. Jahr mit 20 %.

Mit einer Kündigungsfrist von drei Monaten kann man vorzeitig über das Ersparte verfügen. Hört sich eigentlich sehr gut an. Was halten Sie von dieser Geldanlage?"

 

Stefanie Kühn: Diese sogenannten Prämiensparer besitzen zweifellos hohe Prämien. Jedoch muss man bedenken, dass diese immer nur auf die jährliche Sparsumme gezahlt wird. So erhalten Sie im Jahr vier bei einer Einzahlung von monatlich 50 Euro einen Bonus von 24 Euro. Die Rendite liegt dann aber nicht bei 4% sondern bei 0,498%. In den Jahren 1-3 liegt sie bei 0,01% (bei dem derzeitigen Zins).

Die Rendite über die gesamte Laufzeit läge bei einer gleichmäßigen Sparrate von 50 Euro über 20 Jahre bei 0,966%. Allerdings ist die Grundverzinsung mit 0,01% praktisch nicht vorhanden – dies könnte sich natürlich ändern, was die Rendite verbessern würde.

Ein ähnlich „gestricktes“ Angebot eines Mitbewerbers würde über 20 Jahre eine Rendite von 1,28% bringen.

Auf der anderen Seite finden Sie aber 5-Jahres-Festgelder mit einer Verzinsung von 1,45%. Daher empfehle ich Ihnen, Ihre Sparsummen auf einem – gut verzinsten - Tagesgeldkonto (bis 0,6%) anzusparen und dann regelmäßig in Festgelder unterschiedlicher Laufzeiten anzulegen. So erhöhen Sie Ihre Rendite und würden von ggf. steigenden Zinsen auch immer gleich mit einem Teil profitieren können.

 

04.03.2019


Erika S.: "Ich spare seit sieben Jahren monatliche 50 Euro in den Deka-Immobilien Europa DE0009809566. Er hatte für 2018 eine Wertentwicklung von 119,16 Euro. Ich trage mich mit dem Gedanken, den Fonds zu kündigen und bei der Consorsbank einen neuen Sparvertrag abzuschließen. In den Sparvertrag würde ich wieder 50 Euro zahlen. Die Anlagezeit wäre voraussichtlich zehn Jahre, da die Anlage für mein Enkelkind ist. Könnten sie mir eventuell einen nicht so risikoreichen Fonds empfehlen?"

 

Stefanie Kühn: Der Deka Immobilien Europa weist in seiner Wesentlichen Anlegerinformation eine Rendite von 3,6% nach Kosten aus. Die Rendite ist für einen offenen Immobilienfonds angemessen. In dieser Angabe der Rendite ist jedoch der Ausgabeaufschlag nicht berücksichtigt. Ich vermute, Sie zahlen den vollen Ausgabeaufschlag in Höhe von derzeit 5,26% - das bedeutet von jeder Sparrate von 50 Euro gehen 2,63 Euro als Kosten weg. Das ist natürlich teuer und schmälert über die Zeit die Rendite gewaltig. Bei der Consorsbank können Sie zahlreiche kostengünstige ETF (Indexfonds) ohne Gebühr besparen.

Einen Renten-ETF möchte ich Ihnen nicht empfehlen. Sollten die Zinsen steigen, würden Sie hier Kursverluste sehen. Für eine Anlagezeit von 10 Jahren erscheint mir das auch keine passende Alternative. Infrage kommt meines Erachtens nur ein Aktienfonds oder -ETF. Jedoch wäre dies ein ganz anderes Risiko und die Schwankungsbreite ist deutlich höher als bei einem Immobilienfonds. „Nicht so risikoreiche (Aktien)fonds“ – wie Sie es fragen - gibt es nicht. Ein Crash ist grundsätzlich immer möglich. Wenn Sie an die letzten großen Krisen um das Jahr 2001 und 2008 denken und sich anschauen, ob sich Märkte diesen entziehen konnten, bleibt die ernüchternde Antwort: Nein. Jedoch haben Aktienmärkte auch entsprechende Chancen nach oben. Bislang kam es darauf an, die Nerven nicht zu verlieren und investiert zu bleiben. Bei einem Aktien-ETF auf den weltweiten Aktienmarkt, bspw. den MSCI World, konnten Sie in der Vergangenheit über 10 Jahre gesehen ordentliche Durchschnittsrenditen erzielen – umso eher, wenn Sie regelmäßig gespart und auch in Schwächephasen beherzt zugegriffen haben. Die Anlagezeit von 10 Jahren würde durchaus für einen ETF auf den MSCI World sprechen.

 

21.02.2019


Dominik S.: "Ich habe mein Studium abgeschlossen, stehe jetzt im Berufsleben und denke über Geldanlagen nach. Ich bin 25 Jahre alt, risikobereit und habe keine festen Sparziele, wie etwa eine Immobilie. Meine Hausbank hat mir eine Vermögensstruktur vorgeschlagen, mit der ich grundsätzlich übereinstimme.

In diesem Zusammenhang wurde mir die regelbasierte Anlagestrategie UniRBA Welt 38/200 im Rahmen einer fondsgebundenen Rentenversicherung von R+V als langfristige Anlage bzw. Altersvorsorge vorgeschlagen. Grundsätzlich ist mir der Mechanismus der Anlage klar. Das Angebot hat mir die Beraterin der Bank sehr angepriesen und klingt erst mal gut. Allerdings habe ich Bedenken, dass die Kosten der Anlage meine Marge "auffressen" und eher negative Meinungen darüber im Netz gelesen.

Meine Fragen:

  • Eignet sich diese Anlagestrategie als Alternative zu ETF-Sparplänen?
  • Ist eine regelbasierte Anlage wirklich ein Vorteil oder einfach nur ein Verkaufsargument und mit höheren Kosten durch das Fondsmanagement bzw. die Versicherung verbunden?
  • Würden Sie diese Anlage für meine Lebenssituation empfehlen und wenn ja, wie hoch sollte die monatliche Rate sein, wenn ich von meinen Einkünften rund 500 Euro pro Monat mittel- und langfristig anlegen möchte? "

Stefanie Kühn: Ich empfehle Ihnen dringend, keinerlei Rentenversicherungen abzuschließen. Am Ende sind die Policen immer eine Wette auf ein langes Leben – was ich Ihnen natürlich wünsche, aber niemand vorhersehen kann. Das „freie Sparen“ ermöglicht Ihnen, kostengünstig und deutlich flexibler anzulegen. Vergleiche zeigen immer wieder, dass ein ganz einfacher ETF (Exchange Traded Funds oder Indexfonds) auf den MSCI World (weltweiter Aktienindex für die Industriestaaten) und ggf. noch eine kleine Beimischung von Schwellenländern am Ende mindestens genauso gut oder besser laufen, als irgendwelche teuren gemanagten Konzepte.

Wenn Sie, so wie Sie sich beschrieben haben, nach dem Aufbau einer Notfallreserve (3-5 Netto-Monatsgehälter) 2/3 oder ¾ Ihrer Sparrate in ETFs investieren, dann ist das ein hervorragender Start in den Aufbau von Vermögen. Achten Sie dabei, dass Sie ETFs wählen, die Sie monatlich kostenfrei besparen können.

 

12.02.2019


Irene J.: "Wir sind schon seit einigen Jahren Kunden bei der Sparda-Bank München und halten daher einige Genossenschaftsanteile. Jetzt haben wir das Angebot erhalten diese Anteile erheblich zu erhöhen. Die Rendite für 2017 lag lt. Angaben der Sparda bei 1,5%. Was halten Sie von diesem Angebot? Wir haben Gelder bisher kurzfristig, in Misch- und Aktienfonds und Aktien angelegt."

 

Stefanie Kühn: Sie können bei der Sparda Bank München derzeit bis zu 50 Anteile zeichnen, ein Anteil kostet 52 Euro. Pro Person könnten Sie also maximal 2.600 Euro dort anlegen. Die Dividende für das vergangene Jahr wird stets auf der Hauptversammlung festgelegt. Sie betrug für 2017 1,5%. Ob die Summe von 2.600 Euro bzw. 5.200 Euro als Anlage bei einer Genossenschaftsbank für Sie passend ist, kann man nur beurteilen, wenn man Ihre finanzielle Situation kennt.

Wichtig zu wissen ist meines Erachtens: Genossenschaftsanteile fallen nicht unter die gesetzliche Einlagensicherung. Der Anleger haftet mit der sogenannten Haftsumme. Diese beträgt laut Antragsunterlagen 52 Euro pro Anteil. Die Höhe der Dividende ist verglichen mit dem Marktumfeld für Zinsanlagen in der Regel attraktiv. Sie hängt vom wirtschaftlichen Erfolg der Bank ab und wird bei der Hauptversammlung festgelegt. Bei Kündigung erhalten Sie das Geld erst nach der nächsten Hauptversammlung zurück, außerdem müssen Sie meistens eine Kündigungsfrist beachten (hier: 3 Monate vor Geschäftsjahresende).

Wenn Ihr Vermögen ausreichend hoch ist, spricht grundsätzlich nichts gegen eine Beimischung von Genossenschaftsanteilen Ihrer Bank, wenn Sie sich mit den Nachteilen der Anlageform insbesondere der Haftung gründlich beschäftigt haben. Dies gilt besonders, wenn Sie sich auch sonst mit den Zielen „Ihrer“ Bank identifizieren können. Die Sparda Bank München stellt zum Beispiel ihren nachhaltigen Ansatz auf ihrer Homepage heraus.

 

05.02.2019


Franz F: In der Leserfrage vom 07.01.19 von Frau Kühn wird in der Beantwortung der Fragestellung auf einen Freibetrag von 100 000€/Person hingewiesen. Können Sie mir bitte mitteilen, was damit gemeint ist.

 

Stefanie Kühn: In der Leserfrage habe ich auf den Steuerfreibetrag hingewiesen, der zum „Ausgleich“ für die veränderte Regelung für die sogenannten Altfälle im Investmentsteuergesetz seit dem 01.01.2018 gilt. Bei den bislang steuerfreien Altfällen - Fondskäufe vor 2009 sollten ja „lebenslang“ steuerfrei bleiben – gab es zum letzten Jahreswechsel (2017/2018) eine wichtige Änderung. Mit dem Jahreswechsel 17/18 wurden alle Fonds fiktiv so gestellt, als seien sie Ende 2017 verkauft und am 01.01.18 neu gekauft worden. Bis dahin aufgelaufene Wertsteigerungen von Fonds mit Kaufdatum vor 2009 blieben steuerfrei. Ab diesem Moment gilt ein Freibetrag von 100.000 Euro pro Anleger für Veräußerungsgewinne für die Zeit ab 2018 bei Fonds, die bereits vor dem 01.01.09 im Bestand waren. Bis zu diesem Freibetrag bleibt also alles steuerfrei. Bis dieser Gewinn aufgelaufen sein wird, wird auch bei größeren Anlagesummen einige Zeit vergehen. Ich rate jedoch trotzdem grundsätzlich dazu, „alte“ Fonds gründlich zu durchleuchten. Wenn die Rendite gar nicht stimmt, dann nützt auch die Steuerfreiheit wenig. Wo keine Gewinne sind, können auch keine Steuern gespart werden.

 

08.01.2019


Rolf und Maria N.: " Wir sind 72 und 64 Jahre alt und haben 147.000 Euro zur Verfügung. Darüber hinaus haben wir 10.000 Euro auf 12 Monate als Festgeld (0,5 Prozent) angelegt. Es besteht auch eine Fondsanlage (DWS European Opportunities) im Gegenwert von 6.400 Euro sowie deutsche Standardaktien im Wert von 17.000 Euro. Von den 147.000 Euro sollen Rücklagen gebildet werden. Das restliche Geld möchten wir breit und sicher streuen. Der Kauf einer Immobilie kommt aufgrund unseres Alters nicht mehr in Frage."

 

Stefanie Kühn: Sie verfügen derzeit über ein freies Vermögen von rund 180.000 Euro. Es ist völlig in Ordnung, Immobilien aus der Anlage auszuklammern, wenn man für sich persönlich beschließt, man sei zu alt, es ist einem zu aufwendig etc.. Als Anlageklassen stehen Ihnen somit Tagesgeld als Liquiditätsreserve, Festverzinsliche Anlagen, aktienbasierte Anlagen sowie eventuell Gold zur Verfügung. Aus Ihren Formulierungen schließe ich, dass Sie einen Großteil gerne festverzinslich („als Rücklage“) anlegen möchten. Ein einfaches, aber effektives Instrument ist dazu die von uns als Festgeldtreppe bezeichnete Aufteilung in verschieden lang laufende Festgelder. So behalten Sie Flexibilität, da jedes Jahr ein Teil der Gelder frei wird und erzielen gleichzeitig einen höheren Zins als mit Tagesgeld. Allerdings schaffen Sie es derzeit mit der Festgeldtreppe nicht, mehr Zinsen einzunehmen, als die Inflation Ihnen „auffrisst“. Daher ist eine Aktien-Beimischung sinnvoll. Wieviel Prozent diese betragen soll, hängt von Ihrer Risikoeinstellung ab. 10% Aktien geht allerdings immer – selbst ein Totalverlust würde Ihren Ruhestand nicht gefährden und Sie würden ja breit gestreut anlegen. Bislang haben Sie eine Aktienquote von knapp 13%. Ob die bisherigen Anlagen wirklich getauscht werden sollten, hängt von vielen Faktoren ab. Der DWS European Opportunities ist beispielsweise kein schlechter Fonds. Sollte es sich bei Ihren Anlagen um sogenannte Altinvestments (Käufe vor 2009) handeln, ist auch die Steuerfreiheit ein Argument, Werte zu behalten. Den neuen Freibetrag von 100.000 Euro pro Person hätten Sie mit Ihren Anlagen ja noch lange nicht ausgeschöpft.

 

06.12.2018


Maria S.: "Von meinem Onkel habe ich den H.F.S. Immobilienfonds Deutschland 16 GmbH & Co KG geerbt, voraussichtliches Ende 2018. Besitze in dieser Angelegenheit keinerlei Kenntnisse bzw. bin total überfordert. Was heißt das, wenn von einer fünfjährigen Nachhaftung die Rede ist? Habe von asuco Komplementär GmbH aus Oberhaching ein Kaufangebot erhalten. Mein Wunsch hierzu: lieber heute als morgen das Ganze problemlos zu beenden."

 

Stefanie Kühn: Sie haben einen sogenannten geschlossenen Immobilienfonds des Unternehmens Wealthcap geerbt. Dieser hat bereits alle Immobilien verkauft und wird in der nächsten Zeit (1-2 Jahre) sicherlich komplett abgewickelt sein. Die Gesamtrückflüsse werden bei voraussichtlich 241% liegen – wovon das meiste vermutlich bereits Ihrem Onkel zugeflossen ist. Vermutlich zahlt die Asuco GmbH nicht mehr als die Schlussausschüttungen betragen.

Die fünfjährige Nachhaftung bedeutet, dass Sie – sollten Ausschüttungen der Vergangenheit zurückgefordert werden (z.B. im Falle einer Insolvenz), diese noch herausgeben müssten. So, wie die Dinge bei diesem Fonds liegen, erscheint mir das Risiko hier aber gering.

 

02.12.2018


Thomas B.: "In meinem Depot liegen seit über zehn Jahren 38 Anteile des DWS Vermögensbildungsfonds I. Allerdings verstehe ich nicht, warum die Ausschüttungen seit Jahren (Jahr 2017 nur 0,61 Cent pro Anteil) ziemlich gering sind. Liegt dieses an den hohen Gebühren? Oder verdient sich die DWS mit weiteren Abschlägen zum Beispiel der sogenannten „Performance Fee“ eine goldene Nase? Ich erwäge den Fonds zu verkaufen und den Betrag in Aktien anzulegen, da die Dividenden höher sind als die mickrigen Ausschüttungen des Fonds. Was halten Sie von diese Idee? Die Rückgabe dürfte steuerfrei sein da der Fonds vor Einführung der Abgeltungssteuer in meinem Depot lagert."

 

Stefanie Kühn: Die Rendite Ihres Fonds setzt sich aus zwei Teilen zusammen – der Ausschüttung und der Wertsteigerung. Die Ausschüttung alleine sagt also gar nichts darüber aus, ob es sich um einen guten oder schlechten Fonds handelt. Die Rendite des Vermögensbildungsfonds I lag z.B. in den Jahren 2016 und 2013 unter der seines Vergleichsmaßstabes – dem MSCI World, in 2015 und 2017 darüber, in 2014 entsprach sie dem MSCI World. Die Ergebnisse sind nach Kosten ausgewiesen und sind in der sogenannten „Wesentlichen Anlegerinformation“ vermerkt. Die jährliche Gebühr beträgt demnach derzeit 1,45%, eine Performance Gebühr gibt es nicht.

Da Sie ein sogenanntes Altinvestment besitzen, müsste die geplante Anlage in Einzelaktien nach der Umschichtung immer um so viel besser sein, dass die Abgeltungsteuer mit verdient würde – denn bei Ihrem Fonds ist für Sie jeder verdiente Euro auch einen Euro wert. Ein neuer Fonds oder Einzeltitel würde von jedem verdienten Euro 25 Cent (zzgl. Soli und Kirchensteuer) abgeben müssen.

Es erscheint mir höchst unrealistisch, dass Sie ein Investment finden, dass diesen Nachteil kompensieren kann - selbst wenn Sie in einen kostengünstigeren ETF investieren würden. Zu Ihrer Idee, direkt in Aktien anzulegen möchte ich anmerken, dass Sie – sofern Sie nicht weitere Mittel in Einzeltitel anlegen wollten - mit diesem Betrag (bei 38 Anteilen wären dies derzeit knapp 6.000 Euro) nicht die Möglichkeit haben, eine hinreichend große Streuung aufzubauen.

 

29.11.2018


Peter H.: "Mir wurde eine Geldanlage in der Schweiz angeboten und zwar Holzinvestment mit einer Rendite von 8 Prozent. Was halten Sie von dieser Anlage und bitte um Prüfung und Bescheid ob ich die Anlage tätigen soll, ohne ein Risiko einzugehen."

 

Stefanie Kühn: Eine Anlage, die 8 Prozent verspricht (nicht garantiert!) ist IMMER mit sehr hohen Risiken verbunden. Im derzeitigen Marktumfeld gibt es KEINE Anlage, die solch eine Rendite sicher erbringt. Vermutlich handelt es sich hier um eine unternehmerische Beteiligung, die auch einen Totalverlust für Sie bedeuten kann. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass Anlagen auch hervorragende Renditen erwirtschaften. Erfahrungsgemäß schaffen aber viele Anlagen aus dem Bereich des sogenannten Grauen Kapitalmarktes ihre Rendite-Ziele nicht – und einige enden für Anleger später im Fiasko (siehe P&R Container, Prokon und Co.) Ich rate Ihnen GRUNDSÄTZLICH von einer solchen Anlage ab, da Sie ja eine Anlage tätigen möchten, bei der Sie KEIN Risiko eingehen.

Am Rande: Am 17.10.18 hat das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht das öffentliche Angebot der Vermögensanlage mit der Bezeichnung „Teakinvestment“ über den Kauf, die Pflege sowie die Verwertung von Teakbäumen in Costa Rica und Ecuador in Deutschland untersagt. Anbieter ist die Life Forestry Switzerland AG. Möglicherweise sprechen Sie von diesem Angebot.

 

17.11.2018


Ingeborg M.: "Ich habe im Depot als Reserve für Notfälle neben Aktienfonds auch Mischfondsanteile. Wenn die Zinsen irgendwann wieder steigen, gehe ich davon aus, dass es da zu Kursverlusten kommt. Dennoch würde ich die Mischfonds gerne behalten. Oder soll ich sie verkaufen? In eine Festgeldtreppe möchte ich aufgrund meines hohen Alters nicht mehr umschichten. Noch ein Frage: bei der Wiederanlage von verkauften Fondsanteilen bin ich auf Angebote gestoßen, wo "chinesische Aktien nach dem Hongkong Stock Programm" empfohlen werden. Was ist das? Wie ist das Risiko?"

 

Stefanie Kühn: Als Reserve für Notfälle eignen sich Mischfonds nicht. Der Anlagehorizont bei Mischfonds sollte mindestens 3-5 Jahre betragen. Für Notfälle sollte ein gewisser Betrag auf einem Tagesgeldkonto vorgehalten werden, auf das Sie jederzeit zugreifen können.

Es kann sein, dass es bei Mischfonds zu Kursverlusten kommt, wenn die Zinsen steigen. Das steckt dahinter: Mischfonds haben in der Regel einen Anteil Anleihen. Der Kurs von Anleihen wird sinken, wenn die Zinsen steigen, da dann die neuen, mit höherem Zinskupon ausgestatteten Anleihen gefragt sind. Jedoch haben Mischfonds unterschiedlich hohe Anteile in Anleihen angelegt – hier lohnt ein Blick auf die Zusammensetzung. Z.B. der als Mischfonds geltende beliebte Flossbach von Storch Multiple Opportunities hält derzeit rund 67 % Aktien, rund 15% Kasse sowie knapp 10% Edelmetalle. Anleihen schlagen nur mit rund 7% zu Buche.

Eine Festgeldtreppe kann unahbängig vom Alter angelegt werden. Sie können statt 5 Treppenstufen auch nur drei nehmen, Ihr Anlagehorizont wäre dann nur drei Jahre.

Zu Ihrer Frage nach dem chinesischen Aktien. Das Programm heißt eigentlich Shanghai Hongkong Stock Connect Programm und steht für die Öffnung der Börse Shanghai für Privatanleger in 2014. Vorher konnten Ausländer nur über Hongkong handeln. China zählt zu den Schwellenländern (Emerging Markets (EM)). Für erfahrene Anleger spricht nichts gegen eine Beimischung der EM. Hier müssen Sie jedoch mit größeren Schwankungen rechnen. Das Risiko ist also deutlich höher als bei Ihrem Mischfonds. Daher rate ich Ihnen davon ab, wenn Sie in etwa in der gleichen Risikoklasse bleiben möchten.

 

06.11.2018


Bernd G.: "Wir haben einen beträchtlichen Betrag auf einem Girokonto bei der HypoVereinsbank Garmisch-Partenkirchen. Diese gehört bekanntlich zur italienischen UniCredit. Die UniCredit ist eine der höchstverschuldeten Banken Italiens. Wie sicher sind HVB-Konten, wenn die Mutter UniCredit in Schieflage gerät? Macht es Sinn, die Beträge auf ein deutsches Institut zu transferieren z.B. eine Sparkasse Garmisch-Partenkirchen. Sind die deutschen Sparkassen im Falle eines Crashs italienischer Banken involviert?

 

Stefanie Kühn: Die UniCredit Bank AG, München, ist eine deutsche Bank nach deutschem Recht, zuständig für die Aufsicht ist die Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht). Die Einlagen sind durch die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken geschützt. Der Schutz dieser gesetzlichen Einlagensicherung beträgt pro Anleger 100.000 €. Außerdem ist das Institut zusätzlich Mitglied im Einlagensicherungsfonds der privaten Banken. Der Schutzumfang beträgt 3.273.000.000 Euro (Stand 31.10.18). Jeder Schutz ist natürlich nur so gut, wie der, der für die Sicherheit bürgt. Im Fall vieler Bankenpleiten gleichzeitig stellt sich die Frage, ob der Einlagensicherungsfonds der privaten Banken leistungsfähig bleibt.

Wenn das Mutterinstitut in die Insolvenz rutschen würde, hätte das zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen. Erst wenn die UniCredit AG München insolvent wäre, würden die oben genannten Sicherheitsmechanismen greifen. Natürlich kann man sich fragen, ob Sie dort über 100.000 Euro (bei Gemeinschaftskonten 200.000 Euro) anlegen möchten. Eine Umverteilung würde schon alleine deshalb Sinn machen, da Sie derzeit vermutlich keine Zinsen erhalten. Auf dem Girokonto sollte grundsätzlich wenig Vermögen liegen, die Notfallreserve gehört auf ein verzinstes Tagesgeldkonto.

Die Pleite italienischer Banken würde deutsche Banken und Sparkassen nicht direkt berühren. Nicht auszuschließen sind aber Domino-Effekte in Europa, wenn Großbanken von Insolvenz bedroht sind.

 

03.11.2018


Peter F.: "Unser Problem besteht im Sparplan für unsere Enkelkinder in dem empfohlenen " Lyxor MSCI World Ucits ETF - EUR DIS ETF", der als synthetischer ETF (Swap-basiert) besteht und nach einem ARD-Mediathek-Beitrag vom 26.9.2018 als sehr risikoreich eingestuft wird, was wir aber vorher nicht wussten. Wir wollen keinen risikoreichen, sondern risikoarmen Fonds. Dazu wurde uns nun ein Fonds von Credit Suisse "CSIF (LUX) Equities World Fundamental FB USD" als risikoarm empfohlen. Sollen wir daher den ETF-Fonds auflösen? Gibt es eine Möglichkeit, risikoärmere Fonds zu finden ? Für eine Antwort vielen Dank im Voraus."

 

Stefanie Kühn: Sie investieren derzeit in einen weltweit anlegenden Exchange Traded Fund (ETF). Diese Indexfonds bilden genau die Wertentwicklung ab, die der zugrunde liegende Index erzielt. Vor kurzem hat der oben genannte Beitrag für Verwirrung gesorgt. Richtig ist, dass es sich bei Ihrem Fonds um einen sogenannten synthetischen ETF handelt.

Vereinfacht gesagt, haben synthetische ETF nicht das im Fondvermögen, was auf dem ETF draufsteht – statt MSCI-World-Werten (bei einem MSCI World ETF) also vielleicht nur japanische Aktien. Um Ihnen aber die versprochene Wertentwicklung des MSCI World zu geben, macht der ETF ein Tauschgeschäft (Swap) mit einer großen Bank, oft ist das sein Mutterinstitut: Wertentwicklung japanische Aktien gegen MSCI World-Entwicklung. Das Gegenteil sind physisch replizierende ETF, diese haben genau so angelegt, wie es der Titel des Fonds besagt.

Dies lohnt sich für den ETF-Anbieter, weil die Kosten so geringer gehalten werden. 1.600 Werte des MSCI World mit allen Dividendenausschüttungen, Käufen und Verkäufen etc. zu halten und börsentäglich korrekt zu verbuchen, verursacht z.B. hohe Transaktionskosten. Große Banken dagegen haben „Mengen- und Zugangsvorteile“. Der Tauschpartner wird auch Swap-Partner genannt. Dieser kann ausfallen.

Es klingt in dem Beitrag so, als könnte durch den Ausfall des Swap-Partners der ganze ETF auf Null sinken. Das ist aber nicht der Fall. Maximal 10% des Fondsvermögens darf der Swap ausmachen, in der Realität sind es oft nur 3-5%. Die meisten ETF-Anbieter sichern überdies das Swap-Ausfallrisiko ab, indem sie Wertpapiere hinterlegen oder das Swap Geschäft täglich glatt stellen. Davon ist im Beitrag nicht die Rede.

Im Falle einer weltweiten Bankenkrise würden Aktien vermutlich auch überall auf der Welt ins Trudeln geraten. Wir wissen aus den Krisen von 2001 und 2008, dass es in weltweiten Krisen kaum Märkte gibt, die sich entziehen können. Fällt dann ein Swap-Partner aus (eine große Bank also), dann fehlen dem ETF zunächst max. 10% (eher 1-3%). Er würde - vermutlich wie alle anderen Fonds auch - außerdem sinkende Kurse der restlichen Aktien verzeichnen. So läuft es eben in einer echten Krise. Vielleicht rutschen auch sonstige Unternehmen in die Insolvenz. Dann sinkt der Kurs des Indexes eines ETF, der auf Swaps verzichtet, möglicherweise sogar mehr als der Restbestand der Aktien des Swap-ETF – das weiß man ja vorher nicht, wer Pleite geht – Swap-Partner, Unternehmen X oder Unternehmen Y.

Wenn Sie sich aber mit einem physisch replizierenden ETF wohler fühlen, dann könnten Sie den aktuellen Sparplan stoppen, ggf. den bisherigen Bestand auch umschichten. Dies verursacht jedoch Gebühren. Der empfohlene Fonds wird nach meiner Recherche nicht mehr vertrieben. Ihn als risikoarm zu beschreiben, erscheint mir nicht passend. Es handelte sich um einen ganz normalen 100%igen Aktienfonds. Diese sind nie risikoarm. Achten Sie bei der Auswahl des ggf. neuen ETF darauf, dass Sie ihn kostenfrei monatlich besparen können.

 

20.09.2018


Johann S.: "Wir haben durch einen Hausverkauf 450.000 Euro eingenommen. Wir möchten das Geld anlegen, und zwar so, dass wir im Monat bis zu 1800 Euro entnehmen können. Das Geld soll nicht aufgebraucht werden. Gibt es eine sichere Anlage oder Versicherung, mit der man das schaffen kann?"

 

Stefanie Kühn:Wenn Sie das Geld nicht aufbrauchen möchten, dann können Sie immer nur die jährlichen Zinsen, Dividenden oder realisierten Wertsteigerungen einsetzen. Angenommen, Sie erzielen eine Rendite von 1% im Durchschnitt – dann erhalten Sie monatlich rund 373 Euro. Um 1.800 Euro monatlich zu entnehmen, müsste die Rendite rund 5% (4,928%) betragen – nach Steuern. Vor Steuern müssten es dann ca. 6,84% sein. Diese Durchschnittsrendite wäre eventuell mit einem reinen Aktieninvestment, einem langfristigem Zeithorizont und sehr guten Nerven zu erzielen. Realistisch ist das aber nicht. Allenfalls, wenn Sie weiteres ausreichendes Vermögen im sicheren Bereich besitzen, könnten Sie eine 100%ige Aktienanlage dieses Vermögens erwägen. Aus Ihrem hohen Kapitalbedarf ziehe ich aber den Schluss, dass dem nicht so ist. Angenommen, Sie erzielen mit einer Festgeldtreppe langfristig 1,5% und mischen dieser 25% aktienbasierte Anlagen mit einer Renditeerwartung von 6% bei, dann kommen Sie auf eine erwartete Durchschnittsrendite von 2,63% - vor Steuern. Dann könnten Sie rund 970 Euro monatlich entnehmen. Wollten Sie die Summe auf 1.800 Euro erhöhen, wäre Ihr Kapital nach knapp 30 Jahren verbraucht. Welchen Mix aus Aktien- und Festgeld Sie wählen, hängt von Ihrer Risikoeinstellung und Ihrer gesamten Situation ab.

Eine klassische Rentenversicherung, die Ihnen 5% oder mehr verspricht, gibt es derzeit nicht. Auch fondsgebundene Rentenversicherungen würden sicher nicht mehr als erwartete typische Aktienrenditen abzüglich der Kosten bringen.

 

05.09.2018


Bernhard B.: "Durch den Verkauf einer Immobilie werden wir demnächst 450.000 Euro erhalten. Wir sind ein älteres Ehepaar (76 und 79 Jahre alt) und im gesetzlichen Güterstand verheiratet. In Anbetracht unseres Alters, was raten Sie als Anlageform für diesen Betrag?"

 

Stefanie Kühn: Wie Sie Ihr Geld anlegen sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ihr Alter ist da nur einer. Fragen Sie sich zunächst, wofür das Geld da sein soll. Wenn Sie damit Ihre Renten aufbessern möchten, dann muss es anders angelegt werden, als wenn dieses Vermögen nicht verlebt werden wird und für die nächste Generation bewahrt werden soll. Ein weiterer Faktor ist Ihre Risikoeinstellung? Wie unruhig werden Sie, wenn die Werte der Anlage schwanken? Auch Ihre Erfahrung spielt dabei eine Rolle. Wenn Sie immer schon aktienbasiert angelegt haben und die Krisen der letzten Jahrzehnte mitgemacht haben, wissen Sie auch, wie Sie reagieren. Haben Sie bislang in diesem Bereich keine Erfahrungen gesammelt, dann rate ich schon allein aufgrund der Tatsache, dass Sie nicht genau wissen, wie Sie reagieren, zur Vorsicht.

 

Ein paar grundsätzliche Ideen zur Anlagestruktur (ausgehend davon, dass dieses das einzige Vermögen darstellt und zumindest teilweise auch verzehrt werden soll): 5-10% in Form von Tagesgeld (auf den Zins achten!), 50 - 80% Festgelder (z.B. als Festgeldtreppe), 10-25% aktienbasierte Anlagen z.B. in Form von ETF (Indexfonds) , 5-10% physisches Gold (als Krisenwährung Nr. 1). Achten Sie bei der Anlage auf die einmaligen und laufenden Kosten, streuen Sie bei den Aktieninvestments die Kaufzeitpunkte und nutzen Sie die in der Regel deutlich besseren Konditionen von Direktbanken.

 

Für eine solche Anlagesumme empfehle ich grundsätzlich eine persönliche Beratung, bei der Ihre Risikoeinstellung, Erfahrungen und die Anlageziele diskutiert werden, bevor Sie eine Anlagestruktur auswählen.

 

19.07.2018


Marion G.: "Ich bin Rentnerin und habe 30.000 Euro zur Verfügung, die ich zum Aufstocken meiner Rente brauche. Was können Sie mir empfehlen?"

 

Stefanie Kühn: Wenn Sie mit 30.000 Euro Ihre Rente aufstocken möchten, müssen Sie Ihr Geld risikofrei anlegen. Angenommen Sie planen mit einer Rentenzeit von 30 Jahren, dann könnten Sie bei einer unterstellten Rendite von durchschnittlich 1% monatlich ca. 96,5 Euro entnehmen. Nach den 30 Jahren wäre das Geld aufgebraucht. Schätzen Sie Ihre Rentendauer auf 20 Jahre ein, dann wären es knapp 138 Euro. Steigt die Rendite auf 1,5%, wären es knapp 145 Euro (bei 30 Jahren 103,50 Euro). Renditen von 1-1,5% erzielen Sie zum Beispiel mit einer Festgeldtreppe. Das Vorgehen wäre folgendermaßen. Sie würden sich die Summe, die Sie im kommenden Jahr benötigen, auf dem Tagesgeldkonto bereitstellen und von dort monatlich überweisen. Die restliche Summe teilen Sie in fünf Tranchen auf. Die erste legen Sie für ein Jahr, die zweite für zwei Jahre usw. fest. Nach dem ersten Jahr füllen Sie Ihr Tagesgeldkonto mit dem Bedarf für das dann kommende Jahr auf. Den Rest legen Sie wieder an – für 5 Jahre. Denn Ihr vorheriges 5-Jahresfestgeld läuft jetzt nur noch vier Jahre. Die 5. Treppenstufe ist also freigeworden. Nach diesem Schema fahren Sie fort.

Der Vorteil ist, dass Sie an etwaigen Zinssteigerungen mit jeweils einem Fünftel unmittelbar teilhaben können. Außerdem sichern Sie sich eine gewisse Flexibilität und haben wenig Arbeit mit der Geldanlage. Gute Konditionen im Festgeldbereich erhalten Sie bei vielen Direktbanken.

 

14.07.2018


Johann W.: "Wir möchten eine größere Summe anlegen und bekamen die Empfehlung, auf Private Banking VP Nachhaltig 70 AK1 Wkn A0M03Y. Ist das eine gute Wertpapieranlage? Oder gibt es bessere Möglichkeiten?"

 

Stefanie Kühn: Der angesprochene Fonds zählt zur Gattung der Mischfonds, ausweislich der Wesentlichen Anlegerinformation wird er der Risikoklasse 4 (von 7) zugeordnet. Sie hätten also ein „mittleres Risiko“. Die Quote der aktienbasierten Anlagen ist dabei auf 70% begrenzt. Das Fondsmanagement legt bestimmte Nachhaltigkeitskriterien zu Grunde. Die laufenden Kosten sind mit 2,08% p.a. relativ hoch für einen gemanagten Fonds. Der Ausgabeaufschlag beträgt derzeit 3% (maximal sind 6% möglich). Das bedeutet, wenn Sie beispielsweise 50.000 Euro anlegen möchten, zahlen Sie zunächst 1.500 Euro Gebühren. Diese muss der Fonds zunächst einmal wieder verdienen.

Die Rendite lag 2017 bei 4,1%, 2016 bei 0,1%. In der Wesentlichen Anlegerinformation ist für einige Jahre, so auch für 2016, der Hinweis vermerkt, dass der Fonds in einigen Jahren anders ausgestaltet war. Diesen Punkt sollten Sie sich erläutern lassen – Sie möchten ja eine berechenbare Anlagestrategie.

Der Fonds ist von Morningstar mit drei von fünf Sternen, von Scope mit einem C bewertet. Beide Ergebnisse sind als „mittel“ zu bewerten.

Ob der Fonds für Sie und Ihre persönliche Anlagesituation geeignet ist, vermag man ohne Kenntnis Ihrer Risikobereitschaft und vollständigen Vermögenslage nicht sagen. In keinem Fall rate ich Ihnen zu einem größeren Investment, ein solch teurer Fonds eignet sich maximal als Beimischung, sollten Sie das Thema „Nachhaltigkeit“ über einen Mischfonds abbilden möchten. Sollten Sie sich für einen Kauf entscheiden, können Sie den Ausgabeaufschlag vermeiden, indem Sie den Fonds über eine Regionalbörse statt über die Fondsgesellschaft einkaufen. Dann werden nur die „normalen“ Spesen für einen Wertpapierkauf fällig, die deutlich niedriger sind. Setzen Sie dann aber bitte ein Limit beim Kauf, um einen ungünstigen Kurs zu vermeiden.

 

02.07.2018


Anna O.: "Ich möchte für mein Enkelkind monatlich einen Geldbetrag zwischen 30,--€ und 50,-- € anlegen (Anlagezeitraum ca. 18 Jahre). Das Kapital sollte möglichst weit gestreut sein und mit einem einzigen ETF auskommen. Angedacht ist deshalb ein ETF-Sparplan. Bevorzugt wird ein thesaurierender ETF. Welchen ETF-Sparplan würden Sie empfehlen."

 

Stefanie Kühn: Ein ETF-Sparplan ist für den angedachten Zeitraum und auch unter Berücksichtigung der Kosten auch meine erste Wahl für das Sparen für Enkelkinder. ETF (Exchange Traded Funds) sind Indexfonds, die auf ein aktives Fondsmanagement verzichten. Dadurch sind die laufenden Gebühren deutlich geringer. Eine sehr breite Streuung haben Sie beispielsweise über einen ETF auf den MSCI World, der ungefähr 1.600 Unternehmen der Industriestaaten abbildet. Da die Schwellenländer hier fehlen, ist der Name „World“ eigentlich nicht korrekt. Einen ETF der zusätzlich auch die Schwellenländer mit berücksichtigt, besitzt z.B. den Zusatz AC für „all country“ im Namen. Der Schwellenländer Anteil ist jedoch gering.

Für den Anlageerfolg spielt es außerdem noch eine Rolle, welche Kosten beim Einkauf anfallen. Es gibt einige Direktbanken, die große ETF-Paletten zum kostenfreien monatlichen Sparen anbieten. Je nachdem, bei welcher Bank Sie ein Depot führen, sollten Sie entsprechend auswählen.

Sie wünschen einen thesaurierenden ETF, was bedeutet, dass die Erträge im Fonds wieder angelegt werden und nicht ausgeschüttet werden. Diese Bedingung würde bspw. der xtrackers MSCI World (DBX1MW) erfüllen.

 

28.06.2018


Inge D.: "Bei der HypoVereinsbank habe ich ein Vermögensdepot Privat 50 (AOMO34) Inhaberanteile und ein Vermögensdepot Privat 70 (AOMO35) Inhaberanteile mit insgesamt 80.000 Euro.

Die Bank bietet mir jetzt an, diesen Betrag in einen Fonds First Eagle Amundi Income Builder Fund-

AHE EUR DIS H anzulegen. Ist das eine gute Idee? Das Geld wird in den nächsten zwei Jahren nicht gebraucht."

 

Stefanie Kühn: Sie besitzen derzeit einen gemischten Fonds, der sich in den letzten Jahren verglichen mit Fonds der gleichen Risikokategorie eher unterdurchschnittlich entwickelt hat. Die laufenden Kosten lagen laut der Wesentlichen Anlegerinformation bei 2,26% p.a.. Der Vorschlag des Wechsels würde Sie in einen Fonds der gleichen Risikokategorie mit etwas geringeren jährlichen Kosten (1,8%), jedoch einer erst kurzen Historie katapultieren. Die empfohlene Anlagedauer laut Wesentlicher Anlegerinformation beträgt fünf Jahre.

Ich rate Ihnen von einem Wechsel ab. Das hat mehrere Gründe:

1. Fehlende Historie und zu kurze Anlagedauer Ihrerseits (Sie schreiben von zwei Jahren).

2. Kosten zu hoch (im Vergleich mit Indexfonds). Neben den laufenden Kosten müssten Sie auch den Ausgabeaufschlag von 5% bezahlen (unverhandelt).

3. Bildung eines Klumpenrisikos (80.000 Euro in einem gemanagten Fonds sind ein zu hoher Betrag – es sei denn, diese Summe stellt ca. ein Zehntel Ihres freien Vermögens dar).

 

Ich empfehle Ihnen, den Verkauf des bisherigen Fonds vorzunehmen und das Kapital gut gestreut gemäß Ihrer Risikoeinstellung und Ihrem Anlagehorizont anzulegen.

 

12.05.2018


Walter R.: Ich bin Anleger beim insolventen Containervermittler P&R. Was kann man Anlegern im Hinblick auf das laufende Insolvenz-Verfahren zur Wahrung ihrer Interessen raten? Macht es zum Beispiel Sinn, sich schon jetzt beim Konkurs-Verwalter in zu melden? Welche Fristen sind gegebenenfalls zu beachten?

 

Stefanie Kühn: P&R gilt als der größte Anbieter von Container-Investments in Deutschland, derzeit bangen rund 51.000 Anleger um mehr als 3 Mrd. Euro. Bereits seit vielen Jahren gab es immer wieder auch kritische Berichte zu P&R, u.a. auch von meiner Seite in dieser Rubrik. Die in Aussicht gestellten Renditen erschienen jedoch vielen so gut, dass sie die Risiken offenbar ausblendeten. Im März wurde das Insolvenzverfahren gegenüber drei Gesellschaften aus der P&R Gruppe eröffnet.

Derzeit bemühen sich Michael Jaffe und Philp Heinke als vorläufige Insolvenzverwalter um eine Bestandsaufnahme (siehe auch Münchener Merkur vom 25.4.18), was sich aber offenbar schwierig gestaltet. Es ist wohl geplant, die Bestandsaufnahme bis Ende Mai abzuschließen. Auf der Seite http://www.frachtcontainer-inso.de/ finden Sie stets aktuelle Informationen zum Stand der Insolvenz.

Bislang können Sie Ihre Forderungen noch nicht anmelden. Die Insolvenzverwalter werden sich an alle Gläubiger wenden, wenn diese erste Phase der Bestandsaufnahme abgeschlossen ist. Man bittet ausdrücklich darum, dass die Anleger dieses Schreiben abwarten. Die Fristen, die es später geben wird, werden mehrmonatig sein, so dass Sie alles in Ruhe angehen können. Der Versuch, die Container selbständig zu veräußern, dürfte nicht von Erfolg gekrönt sein, zumal keine Zweitmarktplattform derzeit P&R Container handelt.

Ich rate Ihnen, eine Erstberatung bei einem Anwalt für Kapitalanlagerecht zu vereinbaren, auch um Sie eventuell in diesem Verfahren zu begleiten. Der Anwalt übernimmt z.B. die Aufgabe der Fristenwahrung und Einforderung von beweiserheblichen Dokumenten wie beispielsweise solche, die das Eigentum an konkreten Containern bestätigen.

 

23.04.2018


Johanna S.: "Ich habe 2005 von meinen Eltern einen geschlossenen Immobilienfonds geerbt. Schon damals habe ich vergeblich versucht, die Anteile zu verkaufen. Es hieß, dafür gebe es keinen Markt. Nun ist bereits ein Fonds (Hanseatica 1) in Insolvenz gegangen und ich musste laut Gerichtsbeschluss die erhaltenen Ausschüttungen zurückzahlen. Ich habe noch zwei weitere Immobilienfonds, nämlich Medico 34 und Medico 39. Ich habe natürlich Angst, dass ich auch bei diesen beiden Fonds Geld zurückzahlen muss. Kann ich das irgendwie verhindern? Wie lange laufen solche Fonds überhaupt? Kann ich aussteigen - selbst mit Verlust? Was raten Sie mir?"

 

Stefanie Kühn: Geschlossene Immobilienfonds zählen zu den Beteiligungen. Charakteristisch ist, dass Sie Mit-Unternehmer werden und damit auch Risiken wie das der Insolvenz tragen. Ausschüttungen müssen dann zurückbezahlt werden, wenn sie nicht aus einem Gewinn, sondern aus der Substanz geflossen sind. Diese Frage ist oftmals ein Streitpunkt.

Es gibt für Beteiligungen einen sogenannten Zweitmarkt (initiiert durch die Börsen Hannover und Hamburg), außerdem einige Plattformen von Anbietern geschlossener Fonds selbst. Auch nehmen manche Gesellschaften Verkaufswünsche entgegen und suchen unter ihren Anlegern nach möglichen Käufern. Die Umsätze über solche Plattformen können Sie aber nicht mit Aktienbörsen vergleichen, es geht naturgemäß viel weniger um.

Ihr Fonds Medico 34 wurde z.B. zuletzt (Herbst 17) zu einem Kurs von 6,5% gehandelt, der Medico 39 zu 25% (Dezember 17). Die Prozente lassen nicht darauf schließen, dass alles optimal läuft. Sie könnten versuchen, die Fonds über den Zweitmarkt zu verkaufen, haften aber meines Wissens für erhaltene Ausschüttungen noch lange weiter.

Ob Sie regulär kündigen können, können Sie dem Gesellschaftervertrag entnehmen. Hier ist meistens ein Datum genannt, ab welchem gekündigt werden kann. Sie erhalten dann ein sogenanntes Abfindungsguthaben (sofern vorhanden), was Ihnen meistens aber nicht im vorhinein mitgeteilt wird.

Wenn Sie die Ausschüttungsrückzahlung überprüfen lassen möchten, rate ich Ihnen, zu einem versierten Kapitalanlage-Anwalt zu gehen. Dieser kann Sie auch hinsichtlich Verjährung sowie ggf. zu den beiden anderen Fonds beraten.

 

14.03.2018


Elisabeth M.: "Bald komme ich in Rente und diese ist sehr gering. Nun habe ich etwas auf dem Sparkonto und könnte ca. 15.000 anlegen und einen kleinen Betrag ansparen. Da es auf dem Sparbuch keine Zinsen bringt, wollte ich bei Union Investment ggf. in einen Privatfonds einzahlen. Allerdings ist es für 5 Jahre festgelegt, aber da ich es als "eiserne Reserve" brauche, komme ich laut Auskunft der Bank auch an das Geld ran bei Bedarf.

Wie kann ich mehr darüber erfahren, ob sich das lohnt? Ich kenne mich nämlich mit diesen Dingen nicht so aus, z.B. wollte ich wissen, ob die Zinsen dann wieder von der Steuer genommen werden. Ich bin noch mindestens ein Jahr halbtags angestellt. So ging es mir jedenfalls vorher als Freiberufler mit meiner Privatrente (die ich ab 60 Jahren bekam), weil diese zum Einkommen dazugerechnet wurde. Man hat mir geraten, lieber in die Gesetzl. Rentenversicherung zusätzlich einzubezahlen, aber das bringt eigentlich m.E. auch nicht viel. "

 

Stefanie Kühn: Wenn das Geld auf Ihrem Sparbuch die Notfallreserve darstellt kommt meines Erachtens nur eine Anlage im Tagesgeldbereich in Frage. Hier können Sie Zinsen um 0,4% erzielen, wenn Sie ein Direktbankkonto wählen. Eventuell könnten Sie mit einem Teil (vielleicht mit 5.000 Euro) eine Festgeldtreppe starten. Dabei legen Sie Festgelder mit unterschiedlichen Laufzeiten an (5 mal 1.000 Euro für ein bis fünf Jahre) oder drei Festgelder mit Laufzeiten bis drei Jahren. Der Zins ist dann etwas höher.

Eine Anlage in einen konservativen Mischfonds oder Rentenfonds ist keine Alternative, da diese Werte schwanken können. Sie könnten zwar jederzeit verkaufen, aber es ist nicht sicher, ob sich Ihre Anlagen dann im Plus befinden. Zudem fallen bei Hausbanken Kaufkosten an, die erst einmal wieder „verdient“ werden müssen.

Zinsen sind bis zu 801 Euro pro Person von der Steuer freigestellt. Sie können Ihrer Bank einen Freistellungsauftrag erteilen und vermeiden so die Besteuerung bis zu dieser Höhe. Sollte dieses Sparbuch Ihr einziges Vermögen sein, fällt keine Steuer an. Sollten Sie den Freistellungsauftrag vergessen, können Sie die zu viel gezahlte Abgeltungssteuer durch die Steuererklärung zurückholen.

Ob Sie Geld in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen sollten, kann ich aufgrund der vorliegenden Informationen nicht einschätzen. Hier wäre eine Prüfung der vollständigen finanziellen Situation nötig.

 

07.03.2018


Jutta R.: "Ich bin 65 Jahre in Altersrente (Höhe: 1500 Euro). Habe 70 000 Euro zur Verfügung. Ich möchte diese anlegen. Habe sonst keine Vermögenswerte. Ich brauche einen Teil davon sofort für zusätzliche Kosten, die ich von der lfd. Rente nicht begleichen kann.

War heute bei der Stadtsparkasse München und erhielt folgende Angebote:

Deka BasisStrategie RentenCF, Rentenfonds flexibel
DekaBank 2,10 % Infineon DuoRenditeAktienanleihe 02/2021
Stufenzinsanleihe München 1/2018 – 2024 (o,5 – 1 % Zins)

Für mich ist wichtig, dass ich nicht online etwas abschließen will, dazu bin ich zu unsicher.

Was würden Sie mir raten? Ich bin natürlich sehr auf Sicherheit bedacht."

 

Stefanie Kühn: In dem Moment, in dem Sie auf Ihr Vermögen zur Deckung Ihrer Lebenshaltungskosten zurückgreifen müssten, steht im Vordergrund, dass Ihr Kapital erhalten bleibt und Sie sicher auf den benötigten Teil zugreifen können.

Die empfohlenen Anlagen bergen diverse Risiken. So ist zu erwarten, dass Rentenfonds im Fall von Zinssteigerungen Kursverluste ausweisen. Die beiden weiteren empfohlenen Anlagen sind Anleihen, bei denen grundsätzlich ein Emittentenrisiko besteht und Kursschwankungen möglich sind. Eine Aktienanleihe kann bei bestimmten Kursverläufen zu einer Lieferung von Aktien führen – in diesem Fall von Infineon. Die genauen Bedingungen wären zu prüfen. Sie schreiben, dass Sie sehr auf Sicherheit bedacht sind – dann eignen sich diese Anlagen meiner Meinung nach nicht.

Vermutlich fallen beim Kauf aller Anlagen die üblichen Kosten an (ca. 1,5 bis 3%). Diese müssen zunächst wieder verdient werden.

Ich rate Ihnen zu einer einfachen Anlagestruktur. Ausreichend Tagesgeld für das laufende Jahr, gekoppelt mit einer Festgeldtreppe (Festgelder mit verschiedenen Laufzeiten) sowie eventuell einer sehr geringen Aktienquote (max. 10%) wären eine Alternative. Auch ohne Online-Banking gibt es einige Banken mit attraktiven Konditionen, die Filialen besitzen. Ein Ausgleich der Inflation ist derzeit mit diesen Angeboten nicht ganz möglich, jedoch würden Sie bei einer Festgeldtreppe bei steigenden Zinsen von Jahr zu Jahr von den neuen – besseren – Konditionen profitieren. Bisher war es gut möglich, durch geschickte Auswahl von Festgeldern das Kapital auch nach Steuern und Inflation zu erhalten.

 

27.02.2018


Richard M.: "Meine Ehefrau, 55 Jahre, hat von ihrer abgelaufenen Lebensversicherung 60.000 € bekommen. Da wir einmal keine gesetzliche Rente bekommen, möchten wir das für unser Alter anlegen (max. 10 Jahre). Mein Gedanke war nun, 20 000 € auf ein Tagesgeldkonto, 20.000 € in einen Investmentfonds und 20 000 € in eine Rentenversicherung Einmalbeitrag. Da wir uns leider mit Geldanlagen überhaupt nicht auskennen, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir kurz sagen könnten, ob wir das so richtig machen würden oder ob es was Besseres gäbe."

 

Stefanie Kühn: Da Sie im Alter über kaum Rente verfügen, ist Ihre sogenannte Risikotragfähigkeit sehr gering. Das „oberste Gebot“ muss es sein, dass Sie kein Geld durch zu schwankungsreiche Anlagen verlieren. Auch wenn Ihre Risikoeinstellung vielleicht wachstumsorientiert ist, sollten Sie diesen Aspekt immer im Hintergrund haben. Da ich Ihre sonstigen Vermögenswerte (Eigenheim, weitere Anlagen) nicht kenne, erfolgt die Empfehlung unter der Prämisse, dass nur das Geld zur Verfügung steht, eine Notfallreserve aber vorhanden ist.

Für den größten Teil empfehle ich Ihnen eine sogenannte Festgeldtreppe. Hier teilen Sie den Anlagebetrag in drei oder fünf Tranchen auf und schließen Festgelder mit Laufzeiten von einem bis drei bzw. fünf Jahren ab. Jedes Jahr wird ein Festgeld fällig und dieses legen Sie dann erneut für drei bzw. fünf Jahre an. So denken Sie nach dem ersten Jahr nur noch über den 3- oder 5-Jahres-Zins nach, der in der Regel höher ist, als der Tagesgeldzins.

Ich empfehle Ihnen 50.000 Euro für diese „langweilige“ Anlage zu verwenden. Achten Sie auf bestmögliche Konditionen für die entsprechenden Laufzeiten. Diese finden Sie in der Regel bei Direktbanken im Internet.

Maximal 10.000 Euro könnten Sie im Fondsbereich anlegen. Hier wäre aber ein sukzessiver Aufbau über einen Sparplan angeraten, damit Sie nicht das Risiko eingehen, am „falschen Tag“ zu investieren. Achten Sie auch hier auf kostengünstige Anlageprodukte (z.B. einen ETF-Sparplan mit niedrigen laufenden Kosten und kostenfreier Möglichkeit der Besparung).

Von einer Rentenversicherung rate ich Ihnen ab. Dieses Produkt ist zu teuer.

Auch wenn Sie sich bisher nicht gut mit Geldanlagen auskennen, werden Sie mit ein wenig Recherche und Beratung in der Lage sein, Ihr Geld gut anzulegen. Nur Mut. Um Ihre Anlagen erfolgreich bis zur Rente zu führen, ist dies der vielleicht wichtigste Rat, sich nicht auf andere zu verlassen, sondern die Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen.

 

18.02.2018


Martin S.: "Ein Bekannter von mir legt einen Teil seines Vermögens in Containermiete an. Können Sie mir dazu näheres über Risiken und Chancen mitteilen?"

 

Stefanie Kühn: Container erfreuten sich in der Vergangenheit großer Beliebtheit. Es gibt zwei Arten der Investition – zum einen über einen geschlossenen Fonds (Beteiligung) zum anderen als Container-Direktinvestment. Ich vermute, Sie sprechen in Ihrer Frage letzteres an. Dabei kauft der Kunde einen Container, vermietet ihn an das Unternehmen und am Ende kauft die Gesellschaft den Container zurück. Kaufpreis und Miete sind dabei vertraglich vereinbart, nicht aber der Rückkaufspreis. Der Anleger unterliegt z.B. den Risiken am Containermarkt, Wechselkursrisiken sowie dem Risiko, dass der Vertragspartner die Miete nicht zahlt.

Die Insolvenz eines Containeranbieters in 2016 zeigte, dass die Risiken durchaus real sind. Letztlich ist es schwer für den Anleger, einen Anbieter „auf Herz und Nieren“ zu prüfen sowie den Containermarkt richtig einzuschätzen. Beides ist aber notwendig, um eine Anlage wirklich mit ihren Chancen und Risiken zu verstehen.

Ich persönlich rate von Beteiligungen dieser Art ab. Die Renditechancen sind mir nicht hoch genug, für die Risiken, die einzugehen sind.

 

12.02.2018


Sonja D.: "Anlässlich der Taufe meiner Enkelin (1/2 Jahr alt) möchte ich für sie 3000 Euro langfristig, bis zur Vollendung ihres 16. Lebensjahres anlegen. Was empfehlen Sie mir und wie soll es am Besten abgewickelt werden."

 

Stefanie Kühn: Für eine solch lange Zeit eignet sich eine aktienbasierte Anlage. Über einen Indexfonds könnten Sie bequem eine ausreichende Streuung einkaufen. Indexfonds bilden einfach einen Index ab, ein teures Fondsmanagement wird nicht benötigt. Sie können beispielsweise den MSCI World Index als Basis nehmen, der über 1.800 Unternehmen der Industriestaaten abbildet. Die Renditeerwartung von Aktien-ETFs liegen bei 5-6% - allerdings kann die Anlage stärker schwanken. Es ist wichtig, dass Sie sich darauf einstellen und besonders gegen Ende der geplanten Laufzeit gut aufpassen und gegebenenfalls den Aktien-ETF rechtzeitig verkaufen (oder sich auf eine längere Laufzeit einstellen).

Falls Sie kein aktienbasiertes Investment wünschen, könnten Sie auch ein Festgeld abschließen. Die Zinsen bringen allerdings derzeit nicht einmal so viel, als dass Sie die Inflation damit ausgleichen könnten. Falls Sie sich trotzdem für diese Anlage entscheiden, rate ich Ihnen, zunächst maximal ein fünfjähriges Festgeld abzuschließen.

Egal für welche Anlageform Sie sich entscheiden, Sie müssen auch überlegen, ob Sie das Geld auf Ihren Namen oder den des Kindes anlegen möchten. Beides hat Vor- und Nachteile. Gelder auf den Namen des Kindes gehören dem Kind und es kann ab dem 18. Geburtstag damit machen, was es möchte. Sie können sich das Geld auch nicht einfach zurückholen, falls Sie denken, Ihr Enkelkind kann noch nicht so gut mit dem Geld umgehen. Nur so kann allerdings den Sparerfreibetrag des Kindes genutzt werden. Die Kontoeröffnung ist etwas mühsamer, da es sich ja um ein Minderjährigen-Konto handelt. Die Eltern sind bei der Eröffnung involviert.

Eine Anlage auf Ihren Namen ermöglicht Ihnen, später zu entscheiden, wann und wieviel Sie Ihrem Enkelkind zukommen lassen möchten. Sie behalten also die Verfügungshoheit. Die Kontoeröffnung/Depoteröffnung ist einfacher. Falls Sie bereits ein Depot besitzen, könnten Sie einfach einen ETF raussuchen und diesen – gedanklich – mit dem Vermerk „Für Enkelchen“ versehen.

 

22.01.2018



Josef F.: "In dieser Rubrik stand unlängst zu lesen, das der, auch von mir mit einem Sparplan besparte Db x-trackers MSCI World Index Ucits Etf 1C eigentlich kein weltweiter ETF sein soll. (Indexfonds: "World" meint nicht weltweit.)

Mangels Kenntnis habe ich ansonsten keine Aktien oder dergleichen. Welche ETFs wären dann wirklich "weltweit"? Können Sie mir bitte ein paar Namen von entsprechenden ETFs nennen? Oder was soll ich tun?"

 

Stefanie Kühn: Die Begriffe und Abkürzungen der Finanzbranche sind in der Tat manchmal verwirrend.

Der MSCI World ist einer der bekanntesten Indizes und stellt für viele gemanagte Fonds den herangezogenen Vergleichsindex dar. Er wird bereits seit 1970 berechnet. MSCI steht für “Morgan Stanley Capital International”, das ist ein großer US-amerikanischen Finanzanalyse- und Index-Anbieter.

Der MSCI World ist in der Tat kein weltweiter Index, sondern ein Index, der knapp 1.600 Unternehmen der Industriestaaten (z.B. in Europa, USA, Japan, Australien, Kanada) abbildet. Die USA stellen dabei einen Schwerpunkt dar. Nicht berücksichtigt sind die Schwellenländer – wie Brasilien, China, Russland und natürlich auch nicht die kleineren Schwellenländer.

Es gibt Indizes, die im Prinzip die komplette Welt abbilden, diese heißen MSCI ACW. ACW steht für „all country world“. Die Idee ist zwar verlockend, nur einen ETF für die ganze Welt zu kaufen, aber bitte beachten Sie folgendes: Der MSCI ACW hat sich in den letzten Jahren nur marginal besser als der MSCI World entwickelt, er mischt nur einen geringen Anteil Schwellenländeraktien bei. Von Oktober 2002 bis Oktober 2017 (15 Jahre) stieg der MSCI World bspw. um 346,28%, der MSCI ACW um 352,87%. Der MSCI Emerging Markets – der gängige Schwellenländerindex aus dem Hause MSCI legte dagegen in diesem Zeitraum um 568,09% zu. Offensichtlich profitierte der Anleger also kaum von dieser Entwicklung. Eine Mischung von 80% MSCI World und 20% MSCI Emerging Markets hätte dem Anleger eine Rendite von 390,64% beschert.

Es gibt zahlreiche ETFs, die den MSCI Emerging Markets abbilden und ich rate Ihnen, diesen in einem für Sie passenden Verhältnis dem bestehenden Fonds beizumischen. Beachten Sie aber, dass die Schwankungsbreite der Schwellenländer-Aktienmärkte deutlich größer sind, als die der Industrienationen. Dies könnte ein Grund sein, sich auf den MSCI World oder MSCI ACW zu beschränken.

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